Heizungsbauer-Interview: Warum der Heizungstausch so wichtig ist und typische Fehler beim Heizen

Kevin Unterberg ist 28 und seit 10 Jahren Heizungsbauer. Er unterstützt seine Kunden vor allem bei Wartung und Heizungstausch. Er erklärt im Interview mit dein-heizungsbauer.de, warum alte ineffiziente Heizgeräte viel häufiger ausgetauscht werden sollten. Zudem gibt er Tipps, wie Sie einen guten Heizungsbauer erkennen und typische Fehler beim Heizen vermeiden.  

Heizungsbauer Interview: Kevin Unterberg und WOLF Wärmepumpe

dein-heizungsbauer.de: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Ich habe ursprünglich eine Ausbildung zum Vermessungstechniker gemacht. In dem Zeitraum haben sich meine Eltern mit ihrem eigenen SHK-Betrieb selbstständig gemacht und ich habe am Wochenende öfter mal ausgeholfen.

Ich hatte viel Spaß an der handwerklichen Arbeit und mir wurde bewusst, dass meine damalige Ausbildung zu theoretisch war. Ich habe meine erste Ausbildung abgebrochen und eine neue zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik begonnen.

Jetzt arbeite ich seit zehn Jahren bei meinen Eltern in der Firma und habe zwischendurch meinen Meister gemacht. Auch wenn viele von der Ausbildung im Familienbetrieb abraten, hat es bei uns super geklappt.

dein-heizungsbauer.de: Erzählen Sie doch mal ein bisschen von Ihrem Betrieb.

Meine Eltern haben die Firma 2007 in Duisburg gegründet. Eigentlich wollten sie alleine arbeiten – doch sie haben ein großes Projekt bekommen und mussten direkt jemanden einstellen. Über die Jahre kamen weitere Mitarbeiter hinzu. Jetzt haben wir mit sechs Personen eine Größe erreicht, bei der wir bleiben möchten. Wir sind ein Familienbetrieb, kennen und verstehen uns sehr gut und sind ein eingespieltes Team.

dein-heizungsbauer.de: Ihre Eltern arbeiten im SHK-Bereich. Haben Sie schon als Kind viel von der Arbeit als Heizungsbauer mitbekommen?

Meine Eltern haben ihren eigenen Heizungsbaubetrieb erst gegründet, als ich 18 war. Davor haben beide in der gleichen Firma gearbeitet, in der ich mit 15 auch Praktikum gemacht habe. In den Praktikumsbericht habe ich damals geschrieben, dass ich diesen Beruf niemals ergreifen werde.

Ich habe mich früher einfach nicht für den Bereich interessiert. Ich wollte eigentlich „was mit Köpfchen“ machen, etwas mit Computern – ich dachte, das sei die Zukunft. Doch der Beruf als Heizungsbauer ist keinesfalls einer „ohne Köpfchen“, sondern im Gegenteil sehr anspruchsvoll.

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dein-heizungsbauer.de: Welche kniffligen Aufgaben müssen Heizungsbauer denn lösen?

Anlagenplanung und Dimensionierung zum Beispiel. Das schwierigste ist jedoch die Fehlersuche – die Anlage läuft nicht, woran liegt das und was muss ich tun. Und das ist mit das Schönste an dem Job: Am Ende festgestellt zu haben, was das Problem war und es behoben zu haben.

Vor allem bei neuen Kunden muss ich mir erst einmal die komplette Anlage ansehen. Die Probleme können an vielen Dingen liegen: Entweder an der Hydraulik selbst, an Gas- oder Ölzufuhr oder auch an den Abgaswegen. Sich einen Überblick darüber zu verschaffen, ist nicht ohne.

dein-heizungsbauer.de: Wie stehen Ihre Kunden zum Thema Heizungstausch?

Ich habe auch eine Ausbildung zum Energieberater gemacht. Ich weiß daher, wie viel sich an Energiekosten sparen lässt durch eine Heizungsmodernisierung oder gar die energetische Sanierung des kompletten Hauses.

Doch in den seltensten Fällen gehen die Kunden auf uns zu und sagen „unsere Heizung ist 10 oder 20 Jahre alt, jetzt ist es Zeit für ein effizienteres Gerät“. Leider ist der Heizungstausch oft nur der letzte Ausweg, falls die Heizung einfach nicht mehr funktioniert.

dein-heizungsbauer.de: Welches Heizsystem wird am häufigsten bei einer Heizungsmodernisierung gewählt?

Alle, die bisher eine Ölheizung besitzen und die Möglichkeit haben, steigen auf Gas um. Erstens aufgrund des Platzbedarfs und zweitens, da die Öltanks oft noch aus den Siebzieger- oder Achtzigerjahren stammen. Diese müssten teuer saniert werden, sodass sie lieber komplett auf Gas umrüsten.

Von Gas oder Öl steigen bei uns im Gebiet leider wenige auf Wärmepumpe um, auch wenn es in der Regel gut gefördert wird. Denn damit Wärmepumpen effizient laufen, müssen die Eigentümer das Haus häufig sanieren. Die Gebäudehülle muss besser gedämmt und/oder alte Heizkörper durch größere oder gleich durch Fußbodenheizung ersetzt werden.

Ich finde es traurig, dass so wenig Interesse daran besteht, weniger Energie zu verbrauchen und umweltfreundlicher zu leben – aber das ist vielen leider zu aufwendig.

dein-heizungsbauer.de: Gibt es denn etwas, was gegen den Umstieg von Öl auf Gas spricht?

Für mich spricht gar nichts dagegen. Öl-Brennwert ist für mich auf lange Sicht keine Zukunfts-Technologie. Gas ist ok, aber in Zukunft sollten Sie auch davon weg hin zu Wärmepumpen gehen.

Heizungsbauer Interview: Kevin Unterberg wartet Heizung

dein-heizungsbauer.de: Haben Sie – abgesehen vom Heizungstausch – weitere Tipps, wie eine Heizung effizienter wird?

Wenn wir eine neue Heizung einbauen, bieten wir immer einen hydraulischen Abgleich mit an. Wir empfehlen diese Heizungsoptimierung, damit jeder Bereich des Hauses optimal mit Wärme versorgt wird. So lassen sich langfristig Heizkosten sparen. Diese Einstellung muss der Heizungsbauer auch nur einmalig machen, solange nichts Größeres an der Anlage umgebaut wird.

In Mehrfamilienhäusern muss der hydraulische Abgleich gemacht werden, da die Anlage sonst nicht richtig funktioniert. Viele Besitzer von Einfamilienhäusern möchten diese Dienstleistung jedoch aus Kostengründen nicht.

dein-heizungsbauer.de: Woran kann man einen guten Heizungsbauer erkennen?

Es kommt darauf an, dass Sie sich gut aufgehoben fühlen und der Heizungsbauer gut berät und aufklärt. Für Laien ist eine fachliche Einschätzung schwierig – oft sehen sie erst im Nachhinein, ob der Heizungsbauer einen guten Job gemacht hat. Am besten verlassen Sie sich auf Empfehlungen.

Ein gutes Zeichen ist für mich außerdem, wenn eine Firma Meisterbetrieb und Innungsmitglied ist. Das zeigt, dass man weiter denkt als nur an sich selbst, sich um das ganze Gewerk kümmert und sich in der Branche engagiert.

Zertifikate und Fortbildungszeugnisse wären ein gutes objektives Kriterium, um Betriebe vergleichen zu können. Diese sehen Privatpersonen jedoch meist nicht.

dein-heizungsbauer.de: Welche ist Ihre Lieblings-Heizung und warum?

Der TOB von WOLF. Super einzustellen, Wartung geht sehr einfach. Es gibt keinen anderen Hersteller, der so einen modernen Ölbrenner herstellt, der auch noch so gut läuft. Aber alle neuen WOLF Geräte finde ich prinzipiell empfehlenswert

dein-heizungsbauer.de: Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Thema Smarthome?

Wir integrieren beim Heizungseinbau manchmal das Smarthome-System des Heizungsherstellers WOLF. Damit können Nutzer über die App zum Beispiel nach dem Urlaub die Heizung wieder anstellen. Außerdem kann der Heizungsbauer aus der Ferne Fehlermeldungen sehen und sich so gut auf seinen Einsatz vorbereiten. Auch automatische Thermostatköpfe installieren wir manchmal.

Smarthome wird jedoch von den Kunden eher langsam angenommen. Diejenigen, die sich wirklich dafür interessieren, basteln gerne selbst – so wie ich auch. Es funktioniert vieles noch nicht perfekt und ich habe Spaß daran, diese Fehler auszumerzen.

dein-heizungsbauer.de: Was sind typische Fehler, die Privatpersonen in Sachen Heizung machen?

Der größte Fehler wird nach dem Heizungstausch gemacht: Wenn Sie statt eines alten Niedertemperatur- oder Ölkessels nun ein modernes Brennwertgerät haben. Das neue Modell braucht aufgrund der besseren Effizienz natürlich eine viel geringere Vorlauftemperatur. Vor allem, wenn es draußen keine Minusgrade hat. Viele möchten die Vorlauftemperatur der Heizung jedoch weiterhin wie gewohnt hochdrehen.

Außerdem muss man verstehen: Die Räume werden mit einem neuen, effizienten Heizgerät trotzdem warm, auch wenn die Heizkörper jetzt nicht mehr kochen:

  • Bei alten Niedertemperatur- und Ölkesseln beträgt die Vorlauftemperatur um die 70°C. Da die Regelung meist nicht mehr stimmt, haben die Heizkörper um die 60°C.
  • Bei einem neuen Heizgerät hingegen sind die Heizkörper jedoch in den Übergangszeiten nur noch lauwarm.
  • Die Bewohner fassen die lauwarmen Radiatoren an und denken, das reicht nicht aus, um den Raum aufzuheizen.
  • Werfen sie jedoch einen Blick auf das Thermostat, sehen sie, dass die Befürchtung unbegründet ist.

dein-heizungsbauer.de: Was macht Ihren Beruf so attraktiv? Warum sollten junge Menschen Heizungsbauer werden?

Auszubildende verdienen zwar im Allgemeinen nicht viel, daher kann ich zum Teil nachvollziehen, dass das Interesse nicht allzu hoch ist. Aber langfristig betrachtet kann man sehr, sehr viel in unserer Branche erreichen. Es gibt wenige Handwerker und wenig Nachwuchs. Es wird händeringend nach guten Leuten gesucht.

Viele meiner Bekannten können (übertrieben ausgedrückt) keinen Nagel in die Wand schlagen. Ich hingegen lerne extrem viel in meinem Beruf, was ich auch zu Hause anwenden kann. Wenn ich etwas reparieren möchte oder später einmal ein Haus baue, weiß ich mir selbst zu helfen.

Ich bekomme auch Einblicke in andere Gewerke wie Elektrik, Maler, Fliesenleger, Sanitär und Klima. Ob Kabel legen, etwas zumauern oder versiegeln, malern oder eine Badewanne setzen – ich kann von allem etwas und kenne sehr viele Menschen mit unterschiedlichen Begabungen.

Junge Menschen sollten den Beruf einfach mal ausprobieren. So wie ich ja auch! Ich konnte mir anfangs auch nicht vorstellen, Heizungsbauer zu sein. Und jetzt macht mir mein Job sehr viel Spaß.

Nach den spannenden Einblicken sind bestimmt einige Leser überzeugt, dass es höchste Zeit für eine Heizungsoptimierung oder einen Heizungstausch ist :-). Vielen Dank für das spannende Interview, Herr Unterberg!

Heizungsbau-Meister Kevin Unterberg postet übrigens als meister_shk auf Instagram regelmäßig über seine Arbeit.

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