Neue Ölheizung: Vor- und Nachteile, Vorschriften sowie Alternativen

Nach den Erhebungen des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks waren 2021 in Deutschland über 4,4 Millionen Ölheizungen in Betrieb. Etwa 70% davon waren älter als 20 Jahre.1 Diese Anlagen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik und verursachen hohe Kosten. Eine neue Ölheizung mit Brennwerttechnik – oder weitere moderne Alternativen – arbeiten wesentlich umweltfreundlicher, effizienter und kostensparender. Wir zeigen Ihnen, warum das so ist und worauf Sie bei einem neuen Heizsystem achten sollten.

Inhaltsverzeichnis

  1. Wie sinnvoll ist eine neue Ölheizung?
  2. Betrifft die Austauschpflicht auch neue Ölheizungen?
  3. So finden Sie ein passendes Modell
  4. Checkliste mit Planungsfragen für eine neue Ölheizung
  5. Wie hoch sind die Kosten für eine neue Ölheizung?
  6. Exkurs: Wie arbeitet eine Heizung mit Öl?
  7. Die Vor- und Nachteile einer Ölheizung
  8. Wägen Sie Ihre Alternativen ab
Neue Ölheizung: Pärchen mit Hund auf dem Sofa

Wie sinnvoll ist eine neue Ölheizung?

Der Betrieb alter Heizungen stellt Hausbesitzer häufig vor Probleme. Ein Heizkessel gilt bereits nach etwa 15 Jahren als technisch veraltet und ineffizient. Steigende Brennstoffpreise und die geringe Effizienz führen zu hohen Heizkosten. In die Jahre gekommene Heizsysteme arbeiten nicht zuverlässig, sind störanfällig und erfordern unter Umständen häufige Reparaturen. Fossile Brennstoffe belasten zudem die Umwelt durch einen hohen CO2-Ausstoß.

Wenn Sie eine ältere Öl- oder Gasheizung besitzen, sind Sie möglicherweise von der Austauschpflicht betroffen. Im Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt der Gesetzgeber vor, dass Konstanttemperaturkessel, die älter als 30 Jahre sind, ausgetauscht werden müssen.

Moderne Heizungen sind deutlich effizienter, sparsamer und klimafreundlicher. Der Umstieg auf eine neue Ölheizung mit Brennwerttechnik ist daher eine Option, aber im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit und die steigende Preisentwicklung von Heizöl wenig sinnvoll. Eine bessere Alternative stellen erneuerbare Energien wie die Wärmepumpe dar. Wir raten Ihnen: Warten Sie nicht zu lange mit dem Austausch – einen Ausfall Ihrer alten Ölheizung in der Heizperiode sollten Sie in Ihrem Interesse vermeiden.

Betrifft die Austauschpflicht auch neue Ölheizungen?

Nach dem § 72 GEG besteht eine Austauschpflicht für Heizungsanlagen, die mit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen, also Gas oder Öl, heizen und vor dem 1. Januar 1991 eingebaut wurden. Später installierte Heizkessel dürfen Sie nach Ablauf von 30 Jahren nicht mehr betreiben. Wenn Ihre Ölheizung bereits mit der Brennwert- oder Niedertemperaturtechnik arbeitet, sind Sie davon nicht betroffen.

Austauschpflicht Heizung

Austauschpflicht: Ist Ihre Heizung betroffen?

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Ab 2026 werden Ölheizkessel nur noch eingeschränkt genehmigt. Ausnahmen gelten, wenn Sie beispielsweise das Gebäude nicht auf andere Weise – etwa mit Fernwärme oder erneuerbaren Energien – beheizen können. In einem Bestandsgebäude dürfen Sie einen Öl-Heizkessel nach 2026 noch austauschen, wenn Sie Ihren Energiebedarf in Kombination mit erneuerbaren Energien decken.

Allerdings gibt es für neue Ölheizungen keine Förderungen, egal ob im Einzelbetrieb oder als Hybridlösung. Lediglich bei der Investition in erneuerbare Energien können Sie von staatlichen Fördermitteln für die Heizung profitieren. In Neubauten sind Ölheizungen nicht mehr relevant, denn das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gibt vor, dass hier erneuerbare Energien zum Einsatz kommen müssen.

Hausbesitzer sind für den ordnungsgemäßen Zustand ihres Heizöltanks selbst verantwortlich. Ein spezialisierter Tankschutz-Fachbetrieb oder Sachverständiger kann prüfen, ob der Tank den aktuellen Anforderungen entspricht oder ausgetauscht werden muss. Der Austausch eines alten Heizölkessels reduziert Ihre Energiekosten erheblich.

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So finden Sie ein passendes Modell

Wenn Sie eine neue Ölheizung kaufen möchten, sollten Sie Ihre eigenen Bedürfnisse sowie den Zustand des Hauses berücksichtigen. Bedenken Sie auch, dass Sie Ölheizungen nach dem Gebäudeenergiegesetz ab 2026 in der Regel mit erneuerbaren Energien koppeln müssen. Wir haben einige Fragen zusammengestellt, die Ihnen bei der Planung helfen.

Checkliste mit Planungsfragen für eine neue Ölheizung

  • Welche Anlagentechnik können Sie weiterhin nutzen?

  • Müssen Sie den vorhandenen Öltank austauschen lassen?

  • Installieren Sie erstmalig einen Öltank?

  • Ist Platz für die Ölheizung vorhanden?

  • Wie ist der Zustand des Hauses?

  • Sind Gebäudehülle, Fenster und Türen gut gedämmt?

  • Wie ist der Zustand des Schornsteins, der Heizungsrohre und Heizkörper/Heizflächen?

  • Sind hierfür weitere Arbeiten notwendig?

  • Läuft die Versorgung mit Warmwasser über die zentrale Heizung oder separat über einen Durchlauferhitzer?

  • Ist die neue Heizung nur zum Heizen oder auch für Warmwasser gedacht?

  • Welche Leistung muss die neue Ölheizung haben?

  • Wie viele Bewohner gibt es?

  • Wie hoch ist Ihr Verbrauch?

  • Haben Sie die Heizkosten und Umweltfreundlichkeit der verschiedenen Heizarten abgewogen?

  • Berücksichtigen Sie die Einbindung erneuerbarer Energien?

  • Haben Sie sich über Vorschriften informiert (GEG, Energieausweis)?

  • Kommt eventuell eine Hybridlösung infrage, beispielsweise die Kombination aus Öl-Brennwertkessel und Wärmepumpe?

  • Haben Sie den Rat eines Experten eingeholt? 

Wie hoch sind die Kosten für eine neue Ölheizung?

Zum einen fallen einmalige Kosten für den Kauf und die Installation der neuen Ölheizung und zum anderen laufende Kosten für die Wartung und den Betrieb an. Sie hängen beispielsweise von der Bauart, Leistung und vom eigenen Heizverhalten ab. 

Folgendes Beispiel zeigt die Kosten für eine moderne Ölheizung in einem Einfamilienhaus mit vier Personen:

Produkt/Dienstleistung
Kosten
Öl-Brennwertgerät
7.000 bis 11.000
Installation
1.000 bis 2.500 Euro
Heizöltank (inkl. Installation)
3.000 bis 4.500 Euro
Neues Abgassystem (falls notwendig, inkl. Installation)
1.000 bis 2.500 Euro
Heizkörper, Rohre, Isolation (falls eine Optimierung nötig ist)
5.000 bis 10.000 Euro
Speicher
1.200 bis 5.500 Euro
Zusätzliche Photovoltaikanlage (Hybridheizung)
10.000 bis 20.000 Euro
Demontage der alten Heizung
250 bis 500 Euro
Wartung
250 bis 300 Euro/Jahr
Schornsteinfeger
ab 80 Euro
Verbrauch (je nach Dämmung des Hauses und Heizverhalten)

4 bis 20 Liter/Quadratmeter/Jahr

(15.000 bis 60.000 kWh/Jahr)

 

Exkurs: Wie arbeitet eine Heizung mit Öl?

Eine Pumpe transportiert das Heizöl vom Tank zum Heizkessel. Hier wird es verbrannt. Die so erzeugte Hitze erwärmt den Wärmetauscher, durch den das Heizwasser fließt. Das erwärmte Heizwasser fließt dann in die Heizkörper oder Fußbodenheizung. Für den Transport des Heizungswassers durch das System sorgt die Umwälzpumpe und für die Steuerung des Wärmebedarfs die Heizungsregelung.

Moderne Ölheizungen arbeiten mit der effizienten Brennwerttechnik. Diese funktioniert nach dem Prinzip der Wärmerückgewinnung. Bei der Verbrennung von Heizöl entsteht unter anderem heißer Wasserdampf. Ältere Anlagen nutzen diesen nicht. Seine Energie verflüchtigt sich zusammen mit den Abgasen über den Schornstein. Die Brennwerttechnik macht die im Abgas enthaltene Wärme nutzbar. Der Wasserdampf wird abgekühlt und kondensiert. Die dabei freigesetzte Wärme setzt das Brennwertgerät zum Heizen ein.

Die Vor- und Nachteile einer Ölheizung

Sowohl im Neubau als auch im Bestand bietet sich heute eine Heizung auf der Basis erneuerbarer Energien an. Eine neue Ölheizung eignet sich allerdings nur für Bestandsgebäude. Wir haben die Vor- und Nachteile moderner Ölheizungen für Sie zusammengefasst:

Pro

  • Sichere und zuverlässige Heiztechnik

  • Flexibel einsetzbar, kombinierbar mit bestehendem Heizrohrsystem

  • Eignet sich für die Kombination mit erneuerbaren Energien

  • Austauschmöglichkeiten bei modularen Systemen

  • Unabhängig von der örtlichen Infrastruktur und den Energieversorgern

Contra

  • Fossiler Brennstoff

  • Schlechtere CO2-Bilanz als bei erneuerbaren Energien

  • Verursacht Feinstaub-Emissionen

  • Kosten durch steigende CO2-Abgabe

  • Platz für einen Öltank notwendig

  • Abhängigkeit vom steigenden Ölpreis

Alternativen zur Ölheizung

Wir stellen Ihnen die besten Alternativen zur Ölheizung in der Übersicht vor:

Wärmepumpe

Im Neubau sind Wärmepumpen mittlerweile das beliebteste Heizsystem. Doch auch im Altbau ist ihre Installation in der Regel sinnvoll und stellt das ganze Jahr über zuverlässig Wärme bereit. Um die beste Wärmepumpe für Ihr Zuhause zu finden, sollten Sie sich zuvor von einem Heizungsexperten beraten lassen.

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Alle Wärmepumpen gewinnen die Wärme aus der Umwelt. Den für den Betrieb benötigten Strom können Sie mithilfe einer Photovoltaikanlage umweltfreundlich selbst erzeugen. Die Wärmepumpenarten richten sich nach der jeweiligen Wärmequelle:

  • Die Luft/Wasser-Wärmepumpe nutzt die Umgebungsluft als Wärmequelle. Sie eignet sich besonders für einen Heizungstausch, da sie einfach zu installieren ist. Es sind keine Bohrungen in das Erdreich erforderlich. Die Luftwärmepumpe kann auch in Kombination mit einer weiteren Heizung als Hybridsystem arbeiten.  
  • Die Sole/Wasser-Wärmepumpe, auch Erdwärmepumpe genannt, gewinnt die Energie aus dem Erdreich. Diese wandelt sie in nutzbare Wärme für die Heizung und das Warmwasser um. Die Erdwärmepumpe arbeitet sehr effizient und eignet sich vor allem für Neubauten.
  • Die Wasser/Wasser-Wärmepumpe können Sie ebenfalls als alleinige Heizung einsetzen. Sie bezieht die Wärme aus dem Grundwasser.

Pro

  • Umweltfreundlicher Betrieb

  • Geringe Betriebskosten

  • Geringer Platzbedarf

  • Geringer Wartungsaufwand

  • Gute Fördermöglichkeiten

Contra

  • Hohe Anschaffungskosten

  • Erforderliche Genehmigungen für Bohrungen (bei Erdwärmepumpen und Wasser/Wasser-Wärmepumpen)

  • Abhängigkeit vom Strompreis (nicht bei eigener Photovoltaikanlage)

Solarthermieanlage

Bei einer einfachen Solarthermieanlage reicht die Energie der Sonne, um das Warmwasser aufzubereiten. Wenn nicht, beispielsweise im Winter, springt der Heizkessel ein. Sie benötigen also einen zweiten Wärmeerzeuger. Wenn die Solarthermieanlage auch diesen beim Heizen der Wohnräume unterstützten soll, benötigen sie mehr Fläche für Kollektoren sowie einen Pufferspeicher und Wärmetauscher.

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Meist wird Solarthermie als Hybridvariante installiert. Eine beliebte Kombination war bisher eine Öl- oder Gasheizung und eine Solarthermieanlage. Das macht die mit einem fossilen Brennstoff betriebene Anlage klimafreundlicher. Möglich ist aber ebenso die zukunftsfähige Kombination aus Wärmepumpe und Solarthermie. Da Solarthermieanlagen die Sonnenenergie nutzen, sind sie förderfähig.

Pro

  • Umweltfreundlich

  • Kostenlose Sonnenenergie

  • Gut kombinierbar mit anderen Energieformen

  • Förderung möglich

Contra

  • Abhängigkeit von Sonnenstunden

  • Reicht in der Regel nur zur Warmwasserbereitung oder Heizungsunterstützung

Gas-Brennwertheizung

Bei modernen Gasheizungen handelt es sich um sogenannte Gas-Brennwertkessel, welche die effektivere Brennwerttechnik nutzen. Sie verbrauchen weniger Brennstoff als alte Gas- oder Ölheizungen und sind dadurch umweltfreundlicher. Eine Gas-Brennwertheizung können Sie mit herkömmlichen Heizkörpern, aber auch mit einer Fußboden- oder Wandheizung verwenden. Zudem lässt sie sich mit erneuerbaren Energien wie einer Wärmepumpe, Solarthermie oder Biomasse kombinieren.

Pro

  • Bewährte Technologie

  • Einfache Installation

  • Geringer Platzbedarf

Contra

  • Fossiler Brennstoff

  • CO2-Emissionen

  • Abhängigkeit vom steigenden Gaspreis

  • Gasanschluss oder Flüssiggastank müssen vorhanden sein

Biomasseheizung

Eine Biomasseheizung verbrennt in der Regel Holz in Form von Scheiten, Hackschnitzeln oder Pellets. Sie eignet sich beispielsweise gut als Zusatzheizung für ein Passivhaus. Je nach Art des Brennguts variieren die Arten der Biomasseheizungen. Die Bandbreite reicht von Kaminen und Kaminöfen über Pelletheizungen bis hin zu Blockheizkraftwerken.

Biomasse Energie

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Eine zentral genutzte Biomasseheizung hat einen Biomassekessel, in dessen Brennkammer die Biomasse verbrennt. So entsteht Wärme, die Sie zum Heizen sowie für die Warmwasserbereitung nutzen können. Eine Biomasseheizung lässt sich ebenfalls mit anderen, auch bereits bestehenden Systemen, kombinieren.

Pro

  • Verwendet nachwachsende Rohstoffe

  • Saubere Verbrennung

  • Mit anderen Systemen kombinierbar

  • Unabhängigkeit bei Einkauf des Brennguts

  • Förderungen möglich

Contra

  • Brennstofflager notwendig

  • Hohe Anschaffungskosten (je nach Modell)

  • Belastung mit Feinstaub

Wägen Sie Ihre Alternativen ab

Im Hinblick auf die Austauschpflicht und die vergleichsweise hohen Emissionen ist die Installation einer neuen Ölheizung wenig sinnvoll. Da Sie diese ab 2026 zusätzlich mit erneuerbaren Energien koppeln müssen, lohnt es sich, direkt umzusteigen. So schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern angesichts der steigenden Ölpreise auch Ihren Geldbeutel. Informieren Sie sich vor der Entscheidung auch über die aktuellen Fördermöglichkeiten, um unter Umständen Investitionskosten zu sparen.

 

1 Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks - Zentralinnungsverband (ZIV): Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks 2021

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Hilke Ohrt,
M.A. phil.

Über den Autor

Hilke Ohrt ist studierte Germanistin (M.A. phil.) und arbeitet seit vielen Jahren als freiberufliche Journalistin. Sie schreibt unter anderem für die Bauwirtschaft. Ihre Schwerpunkte liegen auf dem Bauen und Wohnen sowie der Wärme- und Heiztechnik.

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