Keller lüften: Auf den Zeitpunkt kommt es an

Riecht es in Ihrem Keller muffig? Also Kellerfenster auf Kipp, damit frische Luft hereinkommt! Doch Vorsicht: Falsches Lüften führt gerade in Kellerräumen schnell dazu, dass sich die Feuchtigkeitsprobleme verschärfen. Der unangenehme Geruch kann auch auf ernste Gefahren durch Schimmel hinweisen. Daher sollten Sie der Ursache in Ihren Kellerräumen auf den Grund gehen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Luftzirkulation: Wichtig gegen Schimmelbildung im Keller
  2. Taupunkt im Keller niemals unterschreiten
  3. Im Sommer nur morgens den Keller lüften
  4. Keller lüften im Winter besonders erfolgreich
  5. Der Keller als Wohnbereich
  6. Lüften im Keller schwierig? Heizen hilft!
  7. Bei gravierender Feuchtigkeit im Keller Experten hinzuziehen
Keller lüften: Geöffnetes Kellerfenster

Luftzirkulation: Wichtig gegen Schimmelbildung im Keller

Kalte Bereiche sind fast immer der Grund für Feuchtigkeit und Schimmelbildung. Daher sollten Sie Schränke, Regale und andere Möbel immer mit einem guten Abstand zu den Kellerwänden aufstellen. Nur dann kann die Luft ausreichend zirkulieren und es bilden sich keine kalten Luftpolster hinter den Möbeln.

Schimmelsporen befinden sich in kleinen, ungefährlichen Mengen überall in der Luft. Sie entstehen bei einer Temperatur von 0 bis 60°C und benötigen einen organischen Nährboden, wie Tapeten, Vorhänge oder Teppiche. Zudem brauchen Schimmelsporen Wasser – und das müssen Sie ihnen entziehen.

Liegt die relative Luftfeuchtigkeit im Keller dauerhaft unter 65%, ist es unwahrscheinlich, dass sich Schimmel bildet. Die meisten Schimmelarten treten erst bei 80% Luftfeuchtigkeit auf, einige schon bei rund 70%.

Bei einem massiven Befall steigt die Konzentration von Schimmelsporen in der Raumluft, die die Bewohner wiederum einatmen. Diese Sporen können Reizungen, allergische Reaktionen und schlimmstenfalls schwere Atemwegsinfekte verursachen. Das sollten vor allem gesundheitlich vorbelastete Personen beachten. Das richtige Lüften im Keller ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum gesunden Raumklima.

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Taupunkt im Keller niemals unterschreiten

Warum sind nun die kalten Bereiche im Keller besondere Problemstellen? Feuchtigkeit bildet sich überall dort, wo der sogenannte Taupunkt unterschritten wird. Das ist die Temperatur, bei der Wasserdampf aus der Luft zu flüssigem Wasser kondensiert.

Je nach den Bedingungen in der Umwelt fällt der Taupunkt unterschiedlich aus. Das können Sie sich am besten am Beispiel einer Getränkeflasche verdeutlichen, die Sie aus dem Kühlschrank holen:

  • Stellen Sie im Sommer (hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit) die etwa 8°C kalte Flasche auf den Küchentisch, setzt sich auf ihr sofort kondensiertes Wasser ab. Hintergrund ist, dass die warme Luft um die kühle Flasche herum abgekühlt wird und dadurch Feuchtigkeit abgeben muss. Der Taupunkt ist unterschritten.
  • Wenn Sie dieselbe Flasche im Herbst bei 8°C Außentemperatur auf den Gartentisch stellen, passiert nichts. In diesem Fall ist der Taupunkt nicht unterschritten.

Was bedeutet das für den Kellerraum? Herrschen im Keller zum Beispiel eine Temperatur von 18°C und eine Luftfeuchtigkeit von 65%, dann liegt der Taupunkt bei 11,3°C. Wird diese Temperatur im Keller an irgendeiner Stelle unterschritten, bildet sich Feuchtigkeit. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto höher der Taupunkt. Demzufolge steigt die Gefahr, dass an den kühlen Stellen Wasser auftritt.

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Solche Problemstellen sind nicht nur hinter Schränken zu finden: Besonders kühl sind die Außenecken des Gebäudes und einfach verglaste Fenster. Da der Keller in den meisten Häusern der kühlste Bereich ist, müssen Bewohner mit einer erhöhten Schimmelgefahr rechnen.

Im Sommer nur morgens den Keller lüften

Regelmäßiges Lüften empfiehlt sich, um die Luftfeuchtigkeit und somit die Schimmelgefahr im Keller zu senken. Doch durch falsches Lüften kann die Luftfeuchtigkeit auch ansteigen, zum Beispiel durch die Kippstellung der Fenster. Zudem sollten Sie beim richtigen Lüften im Sommer andere Gegebenheiten berücksichtigen als beim richtigen Lüften im Winter. Unsere Artikel zu diesen Themen geben Ihnen hierfür praktische Tipps.

Tücken der optimalen Stoßlüftung

  • Die Luftfeuchtigkeit im Raum kann nur dann sinken, wenn kalte, vergleichsweise trockene Luft in warme Räume gelangt.

  • Wenn umgekehrt warme, verhältnismäßig feuchte Luft in kühle Räume strömt, steigt die Luftfeuchtigkeit hingegen weiter an.

Letzteres kann im Sommer zutreffen, wenn der Keller kühler ist als die Außenluft. Wenn Sie jetzt die Kellerfenster zum Lüften öffnen, verhalten sich die Kellerwände und die aufgestellten Möbel wie die Getränkeflasche, die Sie aus dem Kühlschrank nehmen: Die Feuchtigkeit aus der warmen Außenluft kondensiert an den Oberflächen. Infolge wird der Keller feucht und die Möbel fühlen sich klamm an.

Darum sollten Sie im Sommer den Keller nur am frühen Morgen lüften, wenn die Außenluft noch kühl ist. Auch kalte Sommertage sind geeignet, um frische Luft in den Keller zu lassen. Es ist sinnvoll, mit einem Hygrometer die Veränderung der Luftfeuchtigkeit zu überwachen und bei einem Anstieg das Lüften sofort abzubrechen.

Keller lüften im Winter besonders erfolgreich

In den kälteren Jahreszeiten ist es im Keller meist wärmer als draußen. Die kühleren Tage im Frühling und Herbst sind gute Zeitpunkte, um konsequent zu lüften. Den größten Lüftungserfolg erreichen Sie im Winter.



Mit einer Stoßlüftung können Sie sehr leicht die Luftfeuchtigkeit senken. Sorgen Sie für einen Durchzug von 10 bis 15 Minuten quer durch den Keller – je nach Feuchtigkeit mehrmals am Tag. Besonders effektiv ist es, den Keller zu lüften, wenn draußen ein kräftiger Wind bläst.

Im Winter bereitet das Wäschetrocknen deshalb im Keller keine Probleme. Durch jedes Waschen und Trocknen gelangt bis zu 1 Liter Wasser in die Raumluft. Diese Menge können Sie im Winter gut heraus lüften. Im Sommer hingegen sollten Sie nicht im Keller trocknen und die Wäsche draußen auf der Leine aufhängen.

Vorsicht beim Wäschetrockner im Keller

Beim Wäschetrockner ist Vorsicht geboten. Es gibt sowohl Abluft- und Wärmepumpentrockner als auch Kondensationstrockner.

Wäschetrockner und Luftfeuchtigkeit

  • Ablufttrockner leiten die feuchte Luft nach außen ab.

  • Wärmepumpentrockner kondensieren die Feuchtigkeit und kühlen sie ab.

  • Ablufttrockner und Wärmepumpentrockner beeinflussen die Luftfeuchtigkeit im Raum darum nicht.

  • Bei den häufig verwendeten Kondensationstrocknern ist aber mit einem Anstieg der Luftfeuchtigkeit durch Verdunstung des Kondensats zu rechnen.

Generell sollten Sie immer auf die Feuchtigkeit achten, wenn Sie einen Kellerraum als Waschküche nutzen.

Der Keller als Wohnbereich

Oftmals sind Kellerräume nicht ausschließlich Abstell- und Vorratsräume, sondern auch Wohnbereich: Sei es als Fitnessraum, Schlaf- oder Kinderzimmer. Folglich ist im Kellergeschoss oft eine Dusche eingebaut. Durch das Bewohnen der Räume entsteht auch Feuchtigkeit. Diese sollten Sie in diesen Fällen besonders im Blick behalten.

Eine schlafende Person gibt pro Nacht 1,5 bis 2,5 Liter Wasser an den Raum ab. Bei einer Dusche sind es rund 2 Liter. Wache, aktive Menschen können sogar bis zu 6 Liter an einem Tag ausschwitzen. All dieses Wasser steigert die Luftfeuchtigkeit und damit die potenzielle Schimmelgefahr.

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Lüften im Keller schwierig? Heizen hilft!

Manche Keller verfügen über keine, wenige beziehungsweise sehr kleine Fenster. Stoßlüften mit einem kräftigen Durchzug ist dann kaum oder gar nicht möglich. Wenn in solchen Kellern die Luftfeuchtigkeit in dem kritischen Bereich von mehr als 65% liegt, können Sie trotzdem etwas dagegen tun:

  • Eine einfache Maßnahme stellt das Heizen dar.
  • Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte.
  • Deshalb sinkt die Luftfeuchtigkeit durch das Heizen ab.

Unser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie richtige heizen. Wenn in Ihrem Keller die Heizkörper fehlen, ist das kein Problem: Für den Heizungsprofi ist das Nachrüsten eine Kleinigkeit. Das erledigt er schnell und zu überschaubaren Kosten.

Heizungsbauer finden

Finden Sie hier den passenden Heizungsbauer für Ihr Anliegen!

In manchen Fällen wird die Heizung im Sommer abgestellt. Beispielsweise wenn eine Solarthermieanlage das warme Wasser bereitstellt. In diesem Fall können Sie einen elektrischen Luftentfeuchter einsetzen. Ein solches Gerät enthält kühle Bereiche, an denen Wasser kondensiert und in einen Auffangbehälter abgeleitet wird. Ein kleiner Nachteil: Diesen Auffangbehälter müssen Sie regelmäßig leeren.

Keller automatisch lüften

Komfortabler ist eine dezentrale Lüftungsanlage. Diese entfernt gezielt die feuchte Luft aus gefährdeten Kellerräumen. Eine Feuchtigkeitsmessung stellt bei automatischen Lüftungsgeräten sicher, dass die Luftfeuchtigkeit im Keller nicht zu weit ansteigt. Ein Sensor misst permanent die relative Feuchte – gelüftet wird dann passend zum Bedarf.

Eine dezentrale Lüftung im Keller oder in einzelnen Räumen ist eine einfache Nachrüstmöglichkeit im Bestandsbau. Alternativ kommt eine kontrollierte, zentrale Wohnraumlüftung für das gesamte Haus infrage. Beide Optionen sorgen zuverlässig für einen gesunden Luftaustausch und eine passende Luftfeuchtigkeit.

Innendämmung im Keller bannt Schimmel

Sie können die Schimmelgefahr im Keller durch die sogenannte kapillaraktive Innendämmung bannen. Diese Dämmung sorgt dafür, dass die Raumtemperatur im Keller steigt und die problematischen kalten Ecken nicht mehr auftreten.

Gleichzeitig nimmt das Dämmmaterial dank seiner kapillaraktiven Wirkung große Mengen Wasser auf. Ein häufig dafür verwendetes Material ist Kalziumsilikat. Es verfügt über eine enorme kapillare Saugfähigkeit. Da Kalziumsilikat alkalisch wirkt, kann der Schimmel nicht in oder auf den Dämmplatten gedeihen. Alternativ können Sie auf Innendämmungen aus Mineralschaum zurückgreifen. Diese Isolierung dämmt besser als Kalziumsilikat, hat aber keine gute kapillare Saugfähigkeit.

Bei gravierender Feuchtigkeit im Keller Experten hinzuziehen

Es hängt von der Schwere der Probleme ab, ob es reicht, den Keller richtig zu lüften. Manchmal sind größere Maßnahmen wie die Innendämmung notwendig, um einen feuchten Keller nachhaltig zu trocknen.

Sie befürchten, dass die Feuchtigkeit nicht durch das normale Wohnverhalten, sondern durch eine mangelnde Abdichtung des Kellers gegen die Bodenfeuchtigkeit entsteht? Dann sollten Sie einen Sachverständigen für hygrothermische Bauphysik hinzuziehen. Dieser prüft, ob Sie den Keller abdichten sollten. Wenn Bodenfeuchtigkeit eindringt, kommt es ansonsten schnell zu Schäden an der Bausubstanz.

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Experten betrachten Schimmel in Gebäuden nicht nur als Vorbote bevorstehender Bauschäden: Schimmel ist bereits selbst ein Bauschaden. Bei einem deutlichen Befall sollten Sie darum einen Sachverständigen für Baubiologie und Schimmel kontaktieren – auch wegen der gesundheitlichen Gefahren. Mithilfe von Experten können Sie Maßnahmen ergreifen, die ein gravierendes Feuchtigkeitsproblem im Keller dauerhaft lösen.

Jens-Peter Meyer,
Dr. rer. nat.

Über den Autor

Dr. Jens-Peter Meyer schreibt freiberuflich seit dem Jahr 2000 über Heizungsthemen. Sein journalistischer Schwerpunkt liegt auf erneuerbaren Energien in der Wärmetechnik – speziell in Solarwärmesysteme, Wärmepumpen und Holzheizungen.

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