Luftfeuchtigkeit senken und Schäden vermeiden

Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen macht Schimmelbildung erst möglich – das wissen viele. Aber dass eine zu hohe Feuchtigkeit in der Luft während des Schlafs zum Beispiel zu Konzentrationsstörungen und Abgeschlagenheit führen kann, ist weniger bekannt. Umso wichtiger ist es, die Luftfeuchtigkeit und das Raumklima im Haus im Blick zu behalten und bei zu hohen Werten Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Meistens ist es ganz einfach, die Luftfeuchtigkeit zu senken.

Inhaltsverzeichnis

  1. Wann sollten Sie die Luftfeuchtigkeit senken?
  2. Hohe Luftfeuchtigkeit belastet den Körper
  3. Luftfeuchtigkeit senken: Lüften ist das A und O
  4. Luftentfeuchter helfen, die Luftfeuchtigkeit zu senken
  5. Ausreichend heizen kann Luftfeuchtigkeit senken
  6. Gravierende Baumängel ausschließen
  7. Hohe Luftfeuchtigkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen
Luftfeuchtigkeit senken: Fenster mit Wasserstreifen

Wann sollten Sie die Luftfeuchtigkeit senken?

Die ideale relative Luftfeuchtigkeit von Wohnräumen hängt von der Art der Nutzung ab.

  • In Wohn- und Arbeitsbereichen sind in der Regel 40 bis 60% Feuchtigkeit optimal.
  • In Küche und Bad entsteht durch Kochen und Duschen mehr Wasserdampf. Darum darf hier die Luftfeuchtigkeit zumindest kurzfristig etwas höher sein.
  • In Ihrem Schlafzimmer sollte hingegen lieber ein etwas trockenes Klima vorherrschen. Denn im Schlaf entsteht durch Schwitzen eine Menge Wasserdampf. Wenn dann abends die Luftfeuchtigkeit schon 60% beträgt, steigt sie über Nacht schnell auf mehr als 70% an.
  • Hinzu kommt, dass der Schlafbereich – außer im Sommer – mit Temperaturen von 16 bis 18°C kühler als der Rest der Wohnung ist. Da kalte Luft weniger Wasserdampf aufnehmen kann als warme, steigert dies zusätzlich die Luftfeuchtigkeit.

Sonderfall Keller

Kellerräume sind ebenfalls oft kühl und haben daher eine etwas höhere Luftfeuchtigkeit. Mehr als 65% sollten es aber auch hier nicht sein. Eine Ausnahme sind alte Gewölbekeller von historischen Gebäuden. Dort waren 70 bis 90% Luftfeuchtigkeit erwünscht, um Vorräte wie beispielsweise Kartoffeln lange lagern zu können. In Häusern wie diesen schadet die hohe Luftfeuchtigkeit im Keller der Bausubstanz in der Regel nicht. Solange Sie solche Keller nicht als Wohnbereich nutzen wollen, müssen Sie nichts an der hohen Luftfeuchtigkeit ändern.

Luftfeuchtigkeit kontrollieren

Sie sollten die Luftfeuchtigkeit immer dann senken, wenn einzelne Räume die jeweiligen Maximalwerte über einen längeren Zeitraum überschreiten. Um überhaupt zu erfahren, ob es Handlungsbedarf gibt, sollten Sie mit einem Hygrometer die Luftfeuchtigkeit messen.

Übersicht über die richtige Luftfeuchtigkeit in einzelnen Wohnräumen

Raum
Ideale relative Luftfeuchtigkeit
Wohnzimmer
40 bis 60%
Arbeitszimmer
40 bis 60%
Bad
50 bis 70%
Küche
50 bis 60%
Schlafzimmer
40 bis 60%
Keller
50 bis 65%
Gewölbe-/Vorratskeller
70 bis 90%

Hohe Luftfeuchtigkeit belastet den Körper

Warum ist es so wichtig, eine zu hohe Luftfeuchtigkeit zu senken?

  • Die hohe Luftfeuchtigkeit wirkt direkt auf den menschlichen Körper ein. Sie behindert die Regulierung der Körpertemperatur durch die Verdunstungskälte, die beim Schwitzen entsteht.
  • Gerade im Schlafzimmer kann eine zu hohe Luftfeuchtigkeit einen unruhigen Schlaf oder gar Schlafmangel bewirken. Als Resultat können Sie unter Konzentrationsstörungen und Abgeschlagenheit oder auch unter einer höheren Infektanfälligkeit leiden.
  • Über 60% Luftfeuchtigkeit sind ideal für Hausstaubmilben. Dadurch ist eine erhöhte Luftfeuchtigkeit in Räumen gerade für Allergiker ungünstig.

Luftfeuchtigkeit senken, um Schimmel zu vermeiden

Eine ine zu hohe Luftfeuchtigkeit spielt eine zentrale Rolle bei der Schimmelbildung. Einige Schimmelarten fühlen sich bereits bei 70% Luftfeuchtigkeit wohl. Bei 80% blühen praktisch alle Schimmelarten so richtig auf. Je nach Art der Schimmelpilze und der Stärke des Befalls gelten Allergiker und Menschen mit Atemwegserkrankungen durch Schimmel als gesundheitlich besonders gefährdet.

  1. Auch wenn Schimmel erst ab 70% Luftfeuchtigkeit gedeiht, können bereits 65% in den Räumen zu hoch sein. Denn oft sind die Außenwände und besonders die Außenecken des Hauses deutlich kühler als die Raumluft.
  2. Das gilt auch für Wärmebrücken wie Fensternischen und -rahmen. Überall dort kann es so kühl sein, dass der Taupunkt unterschritten wird. Das heißt, an diesen Stellen schlägt sich Wasserdampf aus der Luft als Kondensat nieder und bildet dadurch einen optimalen Lebensraum für Schimmel.
  3. Bei Temperaturen von 20°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65% in Räumen liegt der Taupunkt bei 13,2°C. Dieser Wert kann bei ungedämmten Häusern an den genannten Wärmebrücken sehr schnell erreicht sein.
  4. Daher gilt: Je schlechter die Dämmung, desto geringer sollte die Luftfeuchtigkeit sein. Bei 50% Luftfeuchtigkeit sind Sie bei solchen Gebäuden eher auf der sicheren Seite als bei 60 oder gar 65%.
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Luftfeuchtigkeit senken: Lüften ist das A und O

Die Gründe für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit in Ihren Räumen können vielfältig sein. Oft genügt es bereits, wenn der im Haus entstehende Wasserdampf, sei es durch das Kochen oder das Trocknen von Wäsche, nicht ausreichend nach draußen entweichen kann. Wenn Sie dann einzelne Wohnräume wenig oder gar nicht heizen, ist Schimmelbildung sehr wahrscheinlich. Das A und O beim Senken der Luftfeuchtigkeit ist darum immer das Lüften. Am besten ist für eine Luftentfeuchtung mehrmals tägliches Stoßlüften, wenn möglich Querlüften im ganzen Haus.

Darauf müssen Sie beim Lüften achten

  • Sie können die Luftfeuchtigkeit im Inneren des Hauses durch Stoßlüften immer nur dann senken, wenn es draußen deutlich kühler als drinnen ist und die Luftfeuchtigkeit draußen nicht gerade bei 100% liegt.
  • Im Winter und im Frühjahr können Sie davon ausgehen, dass das rund um die Uhr so ist.
  • Im Sommer besteht allerdings die Gefahr, dass tagsüber warme, feuchte Luft in das Haus gelangt und die Luftfeuchtigkeit weiter ansteigen lässt. Besonders gefährdet ist ein kühler Kellerraum.
  • Darum sollten Sie im Sommer nur nachts und frühmorgens die Fenster öffnen.
  • Weitere detaillierte Hinweise, wie Sie richtig lüften im Sommer beziehungsweise richtig lüften im Winter, fassen unsere separaten Ratgeberartikel für Sie zusammen.

Neben dem Lüften können Sie im Haushalt auch durch andere Maßnahmen die Luftfeuchtigkeit senken:

  • Kochen mit geschlossenem Deckel begrenzt die Wasserdampfentwicklung.
  • Generell sollte eine Dunstabzugshaube in der Küche immer den feuchten Dampf nach draußen ableiten und nicht im Umluftverfahren in der Küche verteilen.
  • Die Luftfeuchtigkeit im Bad können Sie reduzieren, indem Sie nicht zu lange und zu heiß duschen und danach gut lüften.
  • Öffnen Sie die Fenster, nachdem Sie Ihre Wäsche in Ihrer Wohnung getrocknet haben, damit die Luftfeuchtigkeit entweichen kann.

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Luftentfeuchter helfen, die Luftfeuchtigkeit zu senken

Nun ist das Kaltduschen nicht jedermanns Sache und nicht jedes Bad verfügt über ein Fenster zum Lüften. Wenn es in einigen Räumen durch Lüften nicht gelingt, die Luftfeuchtigkeit auf den optimalen Wert zu senken, sollten Sie über eine aktive Entfeuchtung nachdenken.

  1. Hygroskopische Stoffe

    Die einfachste Methode zur Luftentfeuchtung sind sogenannte hygroskopische Stoffe. Hygroskopisch heißt, dass diese Stoffe Wasser aus der Luft binden. Im Handel gibt es Entfeuchter, die den hygroskopischen Stoff Kalziumchlorid enthalten. Normales Kochsalz, Katzenstreu und Reiskörner verfügen auch über diese Eigenschaft.

    Für eine schnelle Abhilfe füllen Sie mehrere Schüsseln zum Beispiel mit Salz bis zu einer Höhe von 4 cm und verteilen diese im Raum. Das Salz entzieht der Luft Feuchtigkeit und die Schalen füllen sich mit Wasser. Tauschen Sie bei Bedarf das Salz aus.

    Der Effekt ist jedoch bei all diesen Stoffen begrenzt. So kann 1 Kilogramm Kalziumchlorid 1 Liter Wasser binden. Wenn Sie nun ein 40 Quadratmeter großes Wohnzimmer, das 20°C warm ist und eine Luftfeuchtigkeit von 80% hat, auf eine Luftfeuchtigkeit von 50% senken wollen, müssen Sie 0,5 Liter Wasser entfernen. Sie müssten in diesem Fall demnach jeden zweiten Tag ein neues Salzpaket in den Entfeuchter legen. Das Beispiel verdeutlicht die Limits dieser Art von Luftentfeuchtern.

  2. Elektrische Geräte

    Mehr Entfeuchtungsleistung haben elektrische Geräte. In diesen Geräten kühlt sich wie beim Kühlschrank eine Metallfläche ab. An dieser wird der Taupunkt unterschritten. Wasserdampf kondensiert und fließt in einen Auffangbehälter ab. Mit einem solchen Luftentfeuchter ist es möglich, der Raumluft mehrere Liter Wasser am Tag zu entziehen, zum Beispiel nach einem Rohrbruch. Die Nachteile dieser Geräte sind der Stromverbrauch und störende Geräusche.

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Ausreichend heizen kann Luftfeuchtigkeit senken

Manchmal reicht es aber schon aus, einen Raum mit erhöhter Luftfeuchtigkeit zu beheizen. Der Grund: Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte und daher senkt durch das Heizen die Feuchtigkeit automatisch. Bei einem feuchten Keller ohne Heizung, sollten Sie über eine Nachrüstung nachdenken.

Eine weitere Möglichkeit, die Luftfeuchtigkeit zu senken, besteht in einer kontrollierten Wohnraumlüftung. Diese schafft automatisch überschüssige Feuchtigkeit ins Freie und kontrolliert dabei die Luftfeuchtigkeit im Haus. Schweizer Forscher haben festgestellt, dass sich in der Raumluft von Wohnungen mit kontrollierter Wohnraumlüftung weniger Schimmelsporen befinden als in normal gelüfteten Wohnungen.1 Die Filter der Lüftungsanlagen sind zudem in der Lage, Schimmelsporen aus dem Haus fernzuhalten.

Gravierende Baumängel ausschließen

Heizungsbauer sind übrigens die richtigen Ansprechpartner, wenn es darum geht, eine kontrollierte Wohnraumlüftung einzubauen. Sie helfen natürlich auch bei Fragen zum korrekten Heizen. Einen Installateur finden Sie mit unserer Postleitzahl-Suche.

Einen Experten sollten Sie auch dann um Rat fragen, wenn Sie den Verdacht haben, dass das Feuchtigkeitsproblem in Ihrem Haus durch eindringendes Wasser von außen entsteht.

  • So kann die Sperrschicht im Mauerwerk des Kellers defekt sein. Infolgedessen steigt Bodenfeuchtigkeit in den Wänden hoch.
  • Ein kaputtes Regenrohr oder Fehlstellen im Dach können ebenfalls zur Feuchtigkeit an Wänden oder Decken führen.
  • Auch ein Lochfraß an unter Putz verlegten Wasser- oder Heizungsleitungen kann feuchte Stellen verursachen.
  • Das gleiche gilt für kaputte Abwasserleitungen.

All diese Defekte in der Bausubstanz oder in der Haustechnik können sich durch eine erhöhte Luftfeuchtigkeit im Inneren bemerkbar machen. In solchen Fällen reicht eine Luftentfeuchtung nicht. Dann muss der Experte den Ursachen auf den Grund gehen und die Bausubstanz oder Haustechnik sanieren.

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Hohe Luftfeuchtigkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen

Wenn die Luftfeuchtigkeit in Häusern zu hoch ist, liegt die Ursache manchmal inschwerwiegenden Problemen. Meistens jedoch ist der Grund nur eine mangelnde Beseitigung des Wasserdampfs, der in der Küche, im Bad und durch Schwitzen auf ganz natürliche Weise entsteht. Aber auch eine solche Situation sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich bemühen, die Luftfeuchtigkeit entsprechend zu senken. Denn zu viel Feuchtigkeit kann schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen bewirken. Nur wer die Luftfeuchtigkeit gut im Griff hat, wohnt sicher und gesund. Messen Sie daher in regelmäßigen Abständen mit einem Hygrometer.

 

1 Baudirektion Kanton Zürich – AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft: Schlussbericht Raumluftfeuchte in Wohnneubauten

Jens-Peter Meyer,
Dr. rer. nat.

Über den Autor

Dr. Jens-Peter Meyer schreibt freiberuflich seit dem Jahr 2000 über Heizungsthemen. Sein journalistischer Schwerpunkt liegt auf erneuerbaren Energien in der Wärmetechnik – speziell in Solarwärmesysteme, Wärmepumpen und Holzheizungen.

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