Luftfeuchtigkeit korrekt messen und ausgleichen

Die Luft, die wir einatmen, soll sauber und selbstverständlich frei von Schadstoffen und Krankheitserregern sein. Sie soll aber auch einen optimalen Wasseranteil enthalten, damit weder Ihre Schleimhäute austrocknen noch Schimmel in Ihren Wohnräumen entsteht. Dafür sollten Sie die Luftfeuchtigkeit in Ihren Räumen messen und kontrollieren. Lesen Sie hier, wie Sie korrekt messen, um die Feuchtigkeit auf ein Optimum zu bringen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Luftfeuchtigkeit: Absolut oder relativ?
  2. Auf die optimale Luftfeuchtigkeit achten: 40 bis 60%
  3. Raumnutzung beeinflusst Luftfeuchtigkeit
  4. Beim Messen der Luftfeuchtigkeit die Jahreszeit beachten
  5. Mit diesen Instrumenten lässt sich die Luftfeuchtigkeit messen
  6. Luftfeuchtigkeit in bestimmten Zimmern regelmäßig messen
Elektronisches Hygrometer um Luftfeuchtigkeit zu messen

Luftfeuchtigkeit: Absolut oder relativ?

Experten unterscheiden zwischen zwei Definitionen für die Luftfeuchtigkeit: Der absoluten und der relativen Luftfeuchtigkeit.

  • Die absolute Luftfeuchtigkeit ist die Menge an Wasserdampf, die sich in 1m³ Luft befindet. Im Sommer sind das in Deutschland typischerweise um die 13g. Im Winter enthält 1m3 Außenluft nur 3g Wasserdampf.
  • Die relative Luftfeuchtigkeit gibt im Unterschied zur absoluten keine feste Menge an Wasserdampf an. Sie definiert den Anteil des Wasserdampfes in der Luft im Verhältnis zu der maximal möglichen Menge. Denn Luft kann nur eine bestimmte Menge Wasserdampf aufnehmen. Wasserdampf, der über das Maximum hinausgeht, wird zu flüssigem Wasser in Form von Tröpfchen. Die relative Luftfeuchtigkeit wird in Prozent statt Gramm angegeben.

Warme Luft kann mehr Wasser speichern

  • Die maximale Menge an Wasserdampf in der Luft hängt stark von deren Temperatur ab.

  • Bei 10°C kann 1m³ Luft höchstens 9,4g Wasserdampf enthalten. Die absolute Luftfeuchtigkeit von 9,4g entspricht dann einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100%. Würde die Luft bei dieser Temperatur nur die Hälfte, also 4,7g Wasserdampf enthalten, läge die relative Luftfeuchtigkeit bei 50%.

  • Bei einer Temperatur von 30°C kann 1m³ Luft hingegen mit maximal 30,4g Wasserdampf gesättigt sein. Ein Wert von 15,2g würde dann wiederum einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50% entsprechen.

  • Wegen dieser Abhängigkeit von der Temperatur befindet sich im warmen Sommer deutlich mehr Wasserdampf in der Luft als im kalten Winter.

Auf die optimale Luftfeuchtigkeit achten: 40 bis 60%

In der Technik spielt die absolute Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle. In Ihrem Haushalt reicht es aus, wenn Sie über die relative Luftfeuchtigkeit Bescheid wissen. Die Luftfeuchtigkeit in Prozentangaben zu betrachten ist hier Standard.

Für den menschlichen Organismus ist eine mittlere relative Luftfeuchtigkeit ideal. Ein Wert zwischen 40 und 60% gilt als optimal. Ist die Luft zu trocken, kann es zu Reizungen der Atemwege kommen. Sie werden zudem anfälliger für Erkältungen und andere Infekte.

Bei zu feuchter Luft wiederum kann der Körper nicht mehr so gut schwitzen. Dadurch kommt das unangenehme Gefühl an schwülwarmen Tagen zustande. Auch Milben fühlen sich bei mehr als 60% Luftfeuchtigkeit wohl. Deshalb leiden Hausstauballergiker bei hoher Luftfeuchtigkeit stärker als in trockenen Räumen.

Besonders problematisch ist Schimmel in Wohnräumen. Manche Schimmelarten wachsen ab 70% Luftfeuchtigkeit und ab 80% „wuchern“ die Schimmelpilze dann regelrecht.

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Zu hohe Luftfeuchtigkeit liegt oft an mangelndem Luftaustausch. Hier hilft eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Auch zu niedrige Feuchtigkeit kann mit der richtigen Anlage inklusive Feuchterückgewinnung ausgeglichen werden.

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Raumnutzung beeinflusst Luftfeuchtigkeit

Im Bad und in der Küche entsteht durch Duschen und Kochen viel Wasserdampf. In diesen Räumen darf die Luftfeuchtigkeit auch gelegentlich über 60% liegen. Im Schlafzimmer gilt ein Wert von 60% jedoch schon als zu viel. Denn nachts schwitzen wir stark. Darum steigt die Luftfeuchtigkeit drastisch an, wenn der Raum nicht belüftet wird.

Ideal für das Raumklima ist deshalb eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Die kontrollierte Wohnraumlüftung befördert überflüssige Luftfeuchtigkeit nach draußen. So verhindert sie zuverlässig die Schimmelbildung. Moderne sogenannte Enthalpiewärmetauscher erlauben ihr aber auch, Wasserdampf im Haus zurückzuhalten, damit es nicht zu trocken wird.

Die Wohnraumlüftung sorgt für einen ständigen Luftaustausch. So kommt saubere Frischluft ins Haus und verbrauchte Luft bleibt nicht ewig im Raum. Zudem gewinnen effiziente Geräte die Wärme aus der Abluft zurück und Sie sparen somit sogar Heizkosten im Vergleich zum Lüften über geöffnete Fenster.

Beim Messen der Luftfeuchtigkeit die Jahreszeit beachten

Wenn Sie die Luftfeuchtigkeit im Sommer messen, darf diese ruhig einmal etwas höher als 60% sein. Denn wenn es draußen warm ist, entstehen keine kalten Bereiche in den Raumecken und an Wärmebrücken in der Außenhülle alter Gebäude. Die Schimmelgefahr ist dann geringer als im Winter.



Das Messen der Luftfeuchtigkeit hilft Ihnen, die Feuchtigkeit zu kontrollieren. Schließlich ist es wichtig, in Häusern ohne kontrollierte Wohnraumlüftung durch regelmäßiges Lüften den optimalen Bereich der Luftfeuchtigkeit einzuhalten. Wegen der unterschiedlichen absoluten Luftfeuchtigkeit in den verschiedenen Jahreszeiten, müssen Sie beim richtigen richtigen Lüften im Sommer andere Regeln beachten als beim richtigen Lüften im Winter.

Mit diesen Instrumenten lässt sich die Luftfeuchtigkeit messen

Mechanische Hygrometer sind die bekanntesten Instrumente, um die Luftfeuchtigkeit zu messen. Sie sind auch in vielen Haushalten zu finden. Allerdings ist es nicht ganz einfach, eine exakte Messung vorzunehmen.

Für eine hohe Genauigkeit mussten Wissenschaftler folglich aufwendige Messapparaturen entwickeln. Für den normalen Gebrauch im Haushalt reichen jedoch meist elektronische Hygrometer. Im Folgenden finden Sie einen Überblick der verschiedenen Messmethoden.

Aspirationshygrometer: So messen Meteorologen die Luftfeuchtigkeit

In Wetterstationen setzen Meteorologen meist ein sogenanntes Aspirationshygrometer ein. Dieses Messgerät enthält zwei kugelförmige Thermometer. Eine Kugel ist der Umgebungsluft ausgesetzt. Die andere ist mit einem feuchten Tuch umwickelt.

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Wenn die relative Luftfeuchtigkeit 100% beträgt, zeigen beide die gleiche Temperatur an. Je trockener die Luft ist, desto mehr Verdunstungskälte entsteht an der feuchten Kugel. Dadurch steigt die Differenz der Temperatur. Aus diesem Wert lässt sich dann mithilfe einer mathematischen Formel die relative Luftfeuchtigkeit errechnen.

Taupunktspiegelhygrometer: Genaue wissenschaftliche Messung

Ein anderes genaues Gerät, um die Luftfeuchtigkeit zu messen, ist das Taupunktspiegelhygrometer. Auch diese Methode beruht auf einer Temperaturdifferenz. Im Inneren des Hygrometers befindet sich ein Spiegel, über den die Umgebungsluft strömt. Nun kühlt man den Spiegel langsam ab, bis er den Taupunkt erreicht hat.

In diesem Moment kondensiert der Wasserdampf aus der Luft und beschlägt den Spiegel. Eine Fotodiode erkennt diesen Moment und ermittelt so den genauen Taupunkt. Aus der Differenz der Taupunkt- und Lufttemperatur kann auch hier wieder mit einer mathematischen Formel die relative Luftfeuchtigkeit ausgerechnet werden.

Haarhygrometer: Geniales Messprinzip

Die beiden zuvor erläuterten wissenschaftlichen Methoden zur Messung der Luftfeuchtigkeit sind eher aufwändig. Das Prinzip des mechanischen Hygrometers ist im Vergleich spielend einfach. Dieses enthält ein menschliches Haar, das sich durch Feuchtigkeit ausdehnt. Je größer die Luftfeuchtigkeit, desto stärker dehnt sich das Haar aus und desto weiter schlägt der Zeiger aus. Der Nutzer kann direkt die relative Luftfeuchtigkeit vom Hygrometer ablesen und muss keine komplizierten Umrechnungen vornehmen.

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Allerdings besteht der Nachteil dieses Hygrometers in der Ungenauigkeit: Die Experten schätzen diese auf zirka 10%. Aber was kann diese Ungenauigkeit bedeuten? Hier ein Beispiel: Sie gehen bei einem gemessenen Wert von 60% davon aus, dass alles im grünen Bereich ist. In Wirklichkeit liegt die Luftfeuchtigkeit aber bei 66% – also schon im kritischen Bereich.

Hinzu kommt, dass Sie ein solches Haarhygrometer regelmäßig kalibrieren müssen. Kalibrieren bedeutet, dass Sie den Zeiger des Hygrometers mit einem Schraubenzieher einstellen. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden. Eine Möglichkeit ist das Einstellen auf 98% nach dem Umhüllen mit einem feuchten Tuch. Wenn Sie ein Haarhygrometer – auch ein neu gekauftes – nicht kalibrieren, zeigt es unter Umständen etwas völlig Falsches an.

Absorptionshygrometer: Beste Methode, um im Haushalt Luftfeuchtigkeit zu messen

Einfacher ist es, die Luftfeuchtigkeit mit elektronischen Geräten zu messen, die Sie nicht kalibrieren müssen. Mittlerweile gibt es relativ genaue Sensoren für die elektronische Messung. Die Sensoren enthalten dünne Folien aus speziellen Kunststoffen. Diese reagieren wie das Haar auf die Feuchtigkeit. Allerdings ändern sie dabei nicht ihre Länge, sondern den elektrischen Widerstand oder die elektrische Kapazität des Sensors. Das Messprinzip beruht auf der Anlagerung (Absorption) von Wasser. Deshalb heißen diese Geräte auch Absorptionshygrometer.

Praxistipp

  • Ein Vorteil der elektronischen Messung ist die Geschwindigkeit. Einige Sensoren brauchen nur 10 Sekunden, um einen neuen Messwert anzuzeigen.

  • Dennoch sollten Sie auch beim Messen der Luftfeuchtigkeit mit diesen Hygrometern daran denken: Die Genauigkeit entspricht nicht den wissenschaftlichen Methoden.

  • Sie wollen auf der sicheren Seite sein? Dann sorgen Sie immer dafür, dass die gemessene Luftfeuchtigkeit stets ein wenig unter der maximalen Grenze des optimalen Bereiches von 40 bis 60% bleibt.

  • Idealerweise schaffen Sie sich ein Gerät an, dass sowohl Innen- als auch Außeneinheiten hat. Denn diese Geräte zeigen Ihnen über den Taupunkt an, wann der optimale Zeitpunkt zum Lüften ist.

Luftfeuchtigkeit in bestimmten Zimmern regelmäßig messen

Es stellt sich noch eine Frage: Wo ist es am sinnvollsten, die Luftfeuchtigkeit zu messen? Mit dem üblichen schnell ansprechenden elektronischen Hygrometer können Sie im Prinzip regelmäßig in jedem Raum nacheinander eine Messung vornehmen.

Sie stellen bei Ihrer Messung fest, dass gewisse Zimmer den optimalen Bereich nicht einhalten? Dann sollten Sie in diesen Räumen die Luftfeuchtigkeit öfter kontrollieren. Das Bad, kühle Kellerräume und das Schlafzimmer könnten hier am ehesten betroffen sein. Auch ungelüftete, unbeheizte Zimmer mit kalten Außenwänden sollten Sie im Blick haben: Dort ist die Schimmelgefahr am größten.

Hygrometer im Raum richtig platzieren

  • Optimal ist es, beim Lüften die Veränderung der Luftfeuchtigkeit zu beobachten.

  • Bei mehreren kritischen Räumen kann es sich daher lohnen, mehrere Messgeräte aufzustellen.

  • Sie sollten Hygrometer auf jeden Fall zentral und gut sichtbar im Zimmer platzieren.

  • Bereiche am Fenster, hinter Vorhängen oder über Heizkörpern sind nicht geeignet.

  • Außerdem sollte das Hygrometer im Schatten stehen. Sonneneinstrahlung kann das Messergebnis verfälschen.

Gesundes Wohnen dank idealer Luftfeuchtigkeit

Ohne eine wohltuend eingestellte Luftfeuchtigkeit gibt es kein gutes Raumklima in Ihrem Zuhause. Oft genügt es, wenn Sie korrekt und regelmäßig lüften. Dabei helfen verschiedene Geräte, um die Luftfeuchtigkeit zu messen.

Bringt das alles nichts, sollten Sie sich Rat bei einem Profi suchen. Vielleicht reicht schon ein weiterer Heizkörper an einer kritischen Stelle aus. Möglicherweise sind auch eine kontrollierte Wohnraumlüftung oder eine Außendämmung sinnvoll. Zudem können Sie mit diesen Maßnahmen viel Energie und Heizkosten einsparen.

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