Alternative zur Wärmepumpe: Geeignete Heizsysteme

Die Wärmepumpe entwickelt sich immer weiter zum beliebtesten Heizsystem. Während die Branche 2020 ein Wachstum von 40% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen hatte, sind es 2021 schon 28%. Laut Tagesschau sind „rund eine Million Wärmepumpen“ hierzulande verbaut – Tendenz steigend.

Neben der Wärmepumpe gibt es eine Reihe an weiteren Heizarten. Wir zeigen, inwieweit die Vorteile der Wärmepumpe sich auf andere Heizsysteme übertragen lassen und welche Möglichkeiten es für den Neubau und den Altbau gibt.

Inhaltsverzeichnis

  1. Gebäudeanforderungen und passende Heizsysteme
  2. Alternativen zur Wärmepumpe: Vor- und Nachteile
  3. Fazit: Welches Heizsystem ist das beste?
Alternative zur Wärmepumpe: unentschlossene Frau

Gebäudeanforderungen und passende Heizsysteme

Die von der Bundesregierung initiierte Wärmewende zielt darauf ab, bis 2045 Treibhausgasemissionen von 0% zu erreichen. Der Fokus liegt auf erneuerbaren Energiequellen. Gleichzeitig müssen Wärmequellen bezahlbar sein. In Zeiten der Energie- und Klimakrise bedarf es Heizlösungen, die innovativ und gleichzeitig kosteneffizient ausgerichtet sind. Eine Wärmepumpe gilt als ideale Lösung, um dies zu erreichen. Denn sie vereint Heizen mit Umwelt- und Kostenaspekten. Im Neubau ist sie bereits die beliebteste Heiztechnik.

 

Die Effizienz ist jedoch ein variabler Faktor. Während die Planung von Neubauten bereits nach aktuellen Energiestandards erfolgt, sind im Altbau meist Anpassungen notwendig. Nur so ist die Effizienz einer Wärmepumpe gewährleistet. Auch wenn in den meisten Fällen eine Wärmepumpe das sinnvollste Heizsystem ist, gibt es manchmal Gründe, die gegen die Installation einer Wärmepumpe sprechen. Hier bieten sich Alternativen zur Wärmepumpe für den Altbau an.

In einem Interview zwischen Björn Schreinermacher (promovierter Politologe und Leiter für Politik beim Bundesverband Wärmepumpe und dem Umweltinstitut München) stellt sich heraus, dass „über die Hälfte des jährlichen Wärmepumpenabsatzes“ auf den Heizungstausch zurückgeht. Der Einbau einer Wärmepumpe lohnt sich also auch im Altbau. Und: eine effiziente Energieversorgung lässt sich bereits in der Praxis im Altbau mit einer Wärmepumpe sicherstellen. Wir zeigen Ihnen die Anforderungen im Überblick.

Altbau Wärmepumpe Grafik
Wärmepumpen empfehlen sich in unsanierten und sanierten Altbauten, sofern geringe Vorlauftemperaturen gewährleistet werden können. Zum einen sollte die Heizlast des Gebäudes gering sein und zum anderen müssen die Heizflächen optimal dimensioniert sein. Je nach Baustandard unterscheidet sich der Sanierungsbedarf.

Anforderungen an Häuser nach 1995

Hausbesitzer können eine Wärmepumpe in Gebäuden, deren Bau nach 1995 erfolgte, in der Regel ohne hohen Sanierungsaufwand einrichten. Insbesondere Luft/Wasser-Wärmepumpen in der Monoblockbauweise sind schnell zu installieren und platzsparend. Die Wärmepumpe besteht dabei aus einer Innen- und einer Außeneinheit. Das Innengerät ist aufgrund der geringen Größe jedoch sehr unauffällig. 

Eine weitere Möglichkeit besteht in der Umrüstung oder der Wahl eines hybriden Heizsystems. Ein Tausch von Heizkörpern ist nur in seltenen Fällen notwendig. Einerseits ist das auf die Dimensionierung der Heizkörper zurückzuführen. Solche Gebäude verfügen häufig über eine Fußbodenheizung oder gut bemessene Heizkörper bzw. -flächen. Zudem ist der Wärmeschutz in solchen Gebäuden normalerweise gewährleistet. Unter anderem aufgrund effektiver Dämmanforderungen wie dem Einbau eines Wärmedämmsteins im Außenmauerwerk.

In den seltenen Ausnahmefällen könnten sich Alternativen zur Wärmepumpe anbieten. Prüfen Sie daher vor Installation einer Wärmepumpe in Zusammenarbeit mit einem Heizungsbauer stets die vorhandenen Heizkörper auf ihre Eignung.

Anforderungen an Häuser zwischen 1978 und 1995

Liegt das Baujahr zwischen 1978 und 1995, benötigt es oft Einzelmaßnahmen, um die Effizienz einer Wärmepumpe sicherzustellen. Häufig ist der Austausch der vorhandenen Heizkörper aber die einzig notwendige Anpassung. Allgemein sollten Sie vor der Umrüstung in Zusammenarbeit mit einem Energieberater oder Heizungsbauer die Heizlast des Gebäudes berechnen. Von dieser ist die Wahl der Wärmepumpe und ihrer Leistung abhängig. Allgemein können Sie folgende Heizlasten pro Quadratmeter kalkulieren: 

  • Freistehendes Gebäude – Baujahr 1978 bis 1983: 95 W
  • Freistehendes Gebäude – Baujahr 1984 bis 1994: 75 W
  • Reihenhaus – Baujahr 1978 bis 1983: 85 W
  • Reihenhaus – Baujahr 1984 bis 1994: 65 W

Anforderungen an Häuser vor 1978

Für einen effizienten Betrieb einer Wärmepumpe sind idealerweise Vorlauftemperaturen von 55°C notwendig. Dies erfordert für einen Altbau, dessen Baujahr vor 1978 liegt, im Zweifel eine angepasste Dämmung. Sie lässt sich durch eine nachträgliche Dämmung des Daches und/oder den Austausch von Wärmebrücken wie Fenster und Türen erreichen. Die Dämmung der Außenwand könnte ebenso notwendig sein, um die gewünschten Vorlauftemperaturen zu erhalten. Hierfür ist eine Umwandlung des bestehenden Gebäudes in ein Energieeffizienzhaus nicht vonnöten.

Können Sie geringe Vorlauftemperaturen keineswegs ermöglichen, ist gegebenenfalls eine Alternative zur Wärmepumpe für Ihr Gebäude sinnvoll.

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Alternativen zur Wärmepumpe: Vor- und Nachteile

Die Wärmepumpe ist nur eine von vielen möglichen Heizsystemen. Heute entwickelt sie sich bereits zur Standardlösung im Neubau und hat damit die Ölheizung abgelöst. Diese stellt jedoch keine Alternative zur Wärmepumpe dar. Warum? Sowohl ökologische als auch ökonomische Nachteile der Ölheizung sprechen dagegen. Eine erhöhte Preisunsicherheit sowie höchste CO₂-Emissionen pro Kilowattstunde sind hier anzugeben. Ein Umstieg auf andere Heizsysteme wie die Wärmepumpe oder die Kombination beider Systeme ist für Besitzer einer Ölheizung natürlich möglich.

Statt dem Heizen mit Öl bieten sich weitere Möglichkeiten an. Wir zeigen Ihnen die Vor- und Nachteile der alternativen Heizlösungen.

Holz- und Pelletheizung

Bei der Wahl einer Holz- und Pelletheizung setzen Hausbesitzer auf einen Kombikessel. Pelletheizungen lassen sich sowohl als Zentralheizsystem als auch Einzelraumbefeuerung in Gebäuden einbauen. Da Holz und Pellets natürlichen Ursprungs sind, bietet sich diese Heizlösung als Alternative zu Heizsystemen mit fossilen Brennstoffen an. Für die Wärmepumpe spricht hier, dass die Lagerung des Brennstoffes entfällt und kostenlos verfügbare Energie für die Wärmeversorgung eines Gebäudes Anwendung findet. Wann die Holz- und Pelletheizung im Zweifel doch der Wärmepumpe vorzuziehen ist? Wenn die Vorlauftemperaturen über 55 liegen. Pelletheizungen erreichen bereits bei 60 bis 70 Grad stabile Effizienzwerte.

Pro

  • CO2-sparende Heizart

  • Umrüsten der Heizkörper ist für den Betrieb nicht notwendig

  • Energieträger ist ein nachwachsender Rohstoff

  • Geringe Betriebskosten

  • Ermöglichen eine Kombination mit Solarkollektoren

Contra

  • Hohe Anschaffungskosten

  • Verfügbarkeit des Rohstoffes unsicher

  • Hohe Preisunsicherheit des Rohstoffes

  • Erzeugen Feinstaub

  • Im Durchschnitt sind höhere Wartungskosten als bei Wärmepumpen zu erwarten

Fernwärme

Die Fernwärme bedient sich warmem Wasser als Energieträger. Erzeugt wird sie durch Abfallprodukte. Sie entstehen beispielsweise in Industrieanlagen, Kraftwerken oder in der Müllverwertung. In die Haushalte gelangt es durch ein unterirdisches Rohrleitungssystem. Voraussetzung dafür ist, dass, sie an das Fernwärmenetz angebunden sind. Der Kreislauf ist in sich geschlossen. So leitet Fernwärme warmes Wasser ins Haus und kühles Wasser wieder hinaus.

Im Gegensatz zum Heizen mithilfe einer Wärmepumpe sind Haushalte, die an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, abhängig vom Anbieter und der Versorgungsform. Eine Kombination mit Solartechnologien oder weiteren autarken Energieversorgungssystemen ist im Rahmen des Energiemanagements mit einer Wärmepumpe zudem möglich. Solche Kopplungen lassen sich mit Fernwärme nicht eigenständig realisieren.

Pro

  • Flexibilität durch Kombination von dezentralen und zentralen Wärmequellen

  • Nachhaltig und klimaschonende Ausrichtung der Wärmeversorgung

  • Platzsparend

  • Geringe Anschaffungs- und Anmeldekosten

  • Wartungsarm im Betrieb

Contra

  • Fernwärmenetz muss vorhanden sein

  • Hohe laufende Kosten 

  • Unsichere Kosten im Zuge der Energiekrise

  • Bindung an den Anbieter

Infrarotheizung

Eine Infrarotheizung folgt nicht dem klassischen Prinzip der Wärmeverteilung innerhalb eines Gebäudes. Statt über Heizflächen und Heizkörper die Wärmeversorgung sicherzustellen, beheizen Infrarotheizungen über Paneele jedes Objekt eines Raumes. Die Wärme verteilt sich so gleichmäßig. Aufgrund der unterschiedlichen Funktionsweise sind Infrarotheizungen in der Regel nur für Neubauten ratsam. Prinzipiell lassen sie sich auch mit Heiztechniken im Altbau kombinieren. Als Alternative zur Wärmepumpe im Altbau ist sie allerdings eher ungeeignet.

Die elektrische Heizung, die Strom in Wärme umwandelt, ist im Neubau jedoch eine passende Alternative.

Pro

  • Platzsparend

  • Angenehme Wärmeversorgung mittels Infrarotstrahlen

  • Fördert ein gesundes Raumklima

  • Kombinationsmöglichkeiten mit Photovoltaik und Ökostrom

  • Geringe Kosten in der Anschaffung

Contra

  • Strombetriebene Technologie könnte hohe Energiepreise zur Folge haben

  • Je nach Wahl des Stroms könnte sie hohe Emissionswerte verursachen

Infrarotheizung kombiniert mit einer PV-Anlage

Die Umweltfreundlichkeit der Infrarotheizung ist von der Wahl des Stroms abhängig. Möchten Sie umweltfreundlich heizen, empfiehlt sich die Kombination einer Infrarotheizung mit einer Photovoltaikanlage. So vereinen sich gesundheitliche Vorteile mit einer schnellen Wärmeversorgung und umweltfreundlichen Ressourcen.

Der Strombedarf lässt sich also mit dem Strom einer Photovoltaikanlage abdecken. Ganzjährig ist dies im Gegensatz zur Energieversorgung mittels einer Wärmepumpe nicht garantiert. Denn Photovoltaikanlagen produzieren die notwendige Energie hauptsächlich im Sommer. Ohne Pufferspeicher wäre eine Energieversorgung im Winter demnach als einzige Lösung nicht nur unrentabel, sondern auch je nach Wetterlage unmöglich.

Pro

  • Eigenproduzierter Strom durch die PV-Anlage kann für den Betrieb der Infrarotheizung benutzt werden.

  • Wahl einer umweltfreundlichen Heizlösung

Contra

  • Pufferspeicher ist notwendig

  • PV-Anlage verursacht zusätzliche Kosten

  • Energieversorgung ist ganzjährig nicht sichergestellt

Gas-Brennwerttherme

Sowohl für die Wärmepumpe als auch die Gas-Brennwerttherme spricht ihre Effizienz. Der Unterschied: Die Wärmepumpe bezieht ihre Wärme aus frei verfügbarer Energie aus der Umwelt. Eine Gas-Brennwerttherme greift hingegen auf fossile Brennstoffe zurück. Sollten Sie sich für die Alternative zur Wärmepumpe entscheiden, investieren Sie in eine Heizung, die Effizienzwerte bis zu 94% erreicht. Die Funktionsweise ist schnell erklärt: Heizungs- und Warmwasser erhitzen sich in einem gasbetriebenen Durchlauferhitzer. Aufgrund ihrer hohen Effizienzwerte bietet sich die Gas-Brennwerttherme auch als Ergänzung zu anderen Heizlösungen wie etwa Wärmepumpen, Holz- und Pelletheizungen, Solarthermie und Photovoltaik an.

Pro

  • Zuverlässig und effizient

  • Geringer Platzbedarf

  • Günstig

  • Geringer Wartungsbedarf

  • Kompakter und platzsparender Einbau

  • Mit Solarenergie kombinierbar

Contra

  • Fossiler Brennstoff

  • Preise von politischen Entwicklungen abhängig

  • Gasanschluss oder Flüssiggastank notwendig

  • Begrenzt verfügbar

 

Hybridheizungen: Gasheizung kombiniert mit Solarthermie

Hausbesitzer müssen sich für die Wärmeerzeugung in ihrem Zuhause nicht nur für eine Heizung entscheiden. Schauen Sie sich nach einer geeigneten Heizart um, können auch Hybridheizungen ihren Einsatz finden. Gerade, wenn bereits ein Heizsystem im Gebäude installiert ist und Sie die Effizienz lediglich ergänzen möchten. Wärmepumpen lassen sich beispielsweise auch mit einer Ölheizung oder Gasheizung in Kombination betreiben. Als Alternative zur alleinigen Wärmepumpe im Altbau ist dies eine Überlegung wert.

Unabhängig von der Wärmepumpe ist die Kombination aus Gasheizung und Solarthermie eine beliebte Hybridlösung. Nicht zuletzt, da aktuell noch jeder zweite Haushalt in Deutschland mit Gas heizt.

Eine bestehende Gasheizung mit Solarthermie zu ergänzen, ist möglich. Hausbesitzer erhoffen sich, den begrenzt verfügbaren Rohstoff Gas mit frei verfügbarer Sonnenenergie zu kombinieren und so Effizienzgewinne hinsichtlich Faktoren wie Umweltfreundlichkeit, Kosten und Flexibilität zu erzielen. Heiz- und Trinkwassererwärmung lassen sich so ergänzen. Die Flexibilität, die Solarthermie Ihnen bietet, lässt sich mit der Gebundenheit an Gas jedoch nicht ausgleichen. Die Nachteile zeigen die Hürden dieser Gas-Hybridsysteme.

Pro

  • Sonnenenergie ist ressourcenschonend und kostenlos

  • Reduktion der Gaskosten durch die Unterstützung mit Solarthermie

  • Erhöhung der Lebensdauer der Gasheizung

  • Kombination zweier Wärmeerzeuger schafft zusätzliche Betriebssicherheit

Contra

  • Solarthermie ist abhängig von der Dachneigung und Ausrichtung des Hausdachs

  • Hausdach muss Gewicht der Sonnenkollektoren tragen können

  • Gas ist ein begrenzt verfügbarer Rohstoff

  • Unvorhersehbare Rohstoffpreise für Gas

  • Hohe Unsicherheit der Gasversorgung

Fazit: Welches Heizsystem ist das beste?

Sowohl ökologisch als auch ökonomisch empfehlen sich Wärmepumpen als zukunftsorientierte und umweltfreundliche Heizung für Neu- als auch Altbauten. Sollte ein Einbau einer Wärmepumpe unter Umständen nicht möglich sein, können Hausbesitzer auf Alternativen zurückgreifen. Auch Hybridlösungen bieten sich an und können Synergieeffekte entfachen.

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