Gas-Hybridheizung: Weniger Heizkosten und besser fürs Klima
Es ist ein bisschen wie mit der Kleidung: So wie nicht jedes Kleidungsstück allen Menschen passt, passt auch nicht jede Heizung zu allen Häusern. Eine flexible Lösung, die fast immer funktioniert: die Gas-Hybridheizung. Erfahren Sie im Folgenden, für welche Häuser sie sich eignet und welche Kombinationsmöglichkeiten es gibt.
Inhaltsverzeichnis
Hybridheizung nutzt die Stärken mehrerer Wärmeerzeuger
Eine Hybridheizung verbindet unterschiedliche Wärmeerzeuger zu einem Heizsystem. Das Ziel ist es dabei, eine Kombination zu finden, die Stärken und Schwächen ausgleicht.
Bei einer Gas-Brennwertheizung sind die Stärken und Schwächen klar: Die Heiztechnik ist erprobt, bietet ein Höchstmaß an Komfort und Betriebssicherheit und nutzt den Brennstoff Gas sehr effizient. Doch Erdgas ist ein fossiler Energieträger und jede Gasheizung stößt CO2 (Kohlenstoffdioxid) aus. Sie trägt damit zum Klimawandel bei.
Hier kommt die Stärke eines weiteren Wärmeerzeugers ins Spiel. Denn in einer Gas-Hybridheizung erzeugt dieser Partner CO2-freie, klimafreundliche Wärme aus einer erneuerbaren Energiequelle.
Das Prinzip der Hybridheizung grob erklärt
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Immer dann, wenn die erneuerbare Energiequelle effizient und kostengünstig zur Verfügung steht, heizt sie das Haus oder produziert Warmwasser.
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Nur wenn das nicht geht, springt der andere Teil der Gas-Hybridheizung (das Brennwertgerät) an und unterstützt die erneuerbare Energie.
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Das ist nicht nur gut für das Klima, sondern reduziert auch die Heizkosten.
In den meisten Fällen besteht die Hybridheizung aus zwei Partnern. Doch es ist bei so einer Anlage durchaus möglich, einen dritten Wärmeerzeuger ins Boot zu holen.
Gas-Hybridheizung im Gebäudebestand
Häufig kommt die Gas-Hybridheizung im Gebäudebestand zum Einsatz. Denn überall, wo bereits eine Gasheizung installiert ist, gestaltet sich die Aufwertung zu einem Hybridsystem als besonders einfach.
Wenn bei Ihnen noch ein alter Konstanttemperatur- oder Niedertemperatur-Gaskessel im Keller steht, sollten Sie diesen bei der Umrüstung zur Gas-Hybridheizung gegen ein Brennwertgerät austauschen:
- Zum einen nutzt die Brennwerttechnik den Energieträger Gas optimal aus. Das spart Heizkosten und senkt den CO2-Ausstoß des fossilen Anteils des Hybridsystems. Allein dieser Schritt, das alte Gasgerät auszutauschen, macht Ihre Heizung bereits deutlich effizienter.
- Zum anderen ist bei einer neuen Hybridheizung aus einer Hand auch gewährleistet, dass die Komponenten zueinanderpassen und die Regelung einwandfrei funktioniert. Das ist bei der Kombination eines alten Gaskessels mit einem modernen, auf erneuerbaren Energien basierenden Wärmeerzeuger nicht unbedingt sichergestellt.
Auch als Ersatz für eine alte Ölheizung bietet sich die Gas-Hybridheizung an. Denn der Energieträger Gas verbrennt sauberer als Öl und stößt auch etwas weniger CO2 aus.
Im Neubau sind vor allem Hybridheizungen aus unterschiedlichen erneuerbaren Energien interessant. Gas-Hybridheizungen spielen hingegen keine große Rolle. Denn dort können erneuerbare Energien schon heute komplett die Wärmeerzeugung übernehmen. Auch im Bestand ist das in der Regel zum Beispiel bei der Wärmepumpe der Fall. Wollen oder können Sie aus verschiedenen Gründen jedoch nicht auf fossile Brennstoffe verzichten, ist die Gas-Hybridheizung eine Option.
Für Flüssiggas ebenfalls geeignet
Sie müssen übrigens nicht auf die Vorteile einer Hybridheizung verzichten, wenn Sie nicht an das Gasnetz angeschlossen sind. Flüssiggas bietet eine gute Alternative. Denn es gibt Brennwertgeräte auf dem Markt, die sowohl Flüssiggas als auch Erdgas verbrennen können. Mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien ist der Flüssiggasbedarf auch sehr gering, sodass der Vorrat im Tank lange reicht.
Solarthermie und Gas kombinieren
Die häufigste Form der Gas-Hybridheizung ist die Kombination aus Gas-Brennwertgerät und einer Anlage für Solarthermie. Die Solarthermie wandelt die Energie der Sonne in nutzbare Wärme um. In puncto Umweltfreundlichkeit liegt die Solarthermie weit vorne. Denn sie benötigt keinen Brennstoff und nur wenig Strom für die Solarpumpe, die die Wärme von der Solaranlage auf dem Dach in den Speicher pumpt. Hinzu kommt: Die Sonne stellt keine Rechnung. Die Kosten sind langfristig planbar und niedrig.
Der Nachteil ist klar: Wenn die Sonne nicht scheint, kommt auch keine Wärme ins Haus. Mit einem ausreichend großen Speicher kann eine entsprechend leistungsstarke Solarthermieanlage dennoch praktisch den ganzen Sommer und zum Großteil auch in der Übergangszeit die Wärmeversorgung abdecken. Doch in dunklen, wolkenverhangenen Wintermonaten gelingt ihr das nicht. Dann braucht sie die Gasheizung als Ergänzung.
In einem gut gedämmten, sanierten Haus oder in einem Neubau kann die Solarthermie mehr als 50% der Wärme bereitstellen und damit auch mehr als 50% der Heizkosten einsparen. Ältere, ungedämmte Bestandsgebäude benötigen sehr viel mehr Wärme. Darum schafft eine gleich große Anlage für Solarwärme hier 20 bis 30% und entsprechend auch 20 bis 30% Heizkostenersparnis.
Wichtig ist eine gute Abstimmung zwischen den Partnern im Hybridsystem. Das gilt ganz besonders für die Warmwassererzeugung. Ein Beispiel: Gesetzt den Fall, dass das Brennwertgerät morgens vor Sonnenaufgang den Speicher vollständig aufheizt, damit für Sie genug warmes Duschwasser bereitsteht. Dann ist mit Sonnenaufgang der Speicher voll und das Heizsystem kann die Sonnenwärme nicht „ernten“.
Um das zu verhindern, sollte die Regelung der Heizung eine Form der Wetterprognose enthalten. Zudem sollte sie möglichst selbstlernend das Verhalten der Bewohner des Hauses beim Wasserverbrauch berücksichtigen und damit die Abstimmung zwischen Brennwertheizung und Solarthermieanlage optimieren.
Gas-Hybridheizung mit Wärmepumpe
Während bei der Kombination aus Gasheizung und Solarthermie das Brennwertgerät die dunkle Jahreszeit überbrücken muss, liefert es in Kombination mit der Wärmepumpe Spitzenlasten. Die Wärmepumpe kann durchaus auch allein das Haus ganzjährig mit Wärme aus erneuerbaren Energien beheizen.
In der Gas-Hybridheizung legt der Heizungsexperte die Wärmepumpe so aus, dass sie an den moderat kalten Tagen die Wärmeversorgung allein schafft. Wenn es dann noch kälter wird, springt das Gasbrennwertgerät an. Denn je größer die Differenz zwischen der Quelltemperatur und der Vorlauftemperatur der Heizung ist, desto geringer fällt die Effizienz der Wärmepumpe aus. Außerdem kommt der Gasheizung für die Warmwasserbereitung bei dieser Hybrid-Kombination eine wichtige Rolle zu.
Die Wärmepumpe in der Hybridheizung ist kleiner und damit günstiger als in einer reinen Wärmepumpenheizung. Hinzu kommt, dass die Kombination Gas und Wärmepumpe auch in Bestandshäusern mit normalen Radiator-Heizkörpern gut funktioniert. Diese brauchen zwar eine höhere Vorlauftemperatur als Fußbodenheizungen; doch in diesem Fall sorgt die Regelung einfach dafür, dass das Brennwertgerät einen höheren Anteil an der Heizenergie bereitstellt.
Im schlecht oder wenig gedämmten Bestand mit Radiatoren steuern Wärmepumpe und Gasheizung beide etwa 50% bei. Im teilsanierten Haus mit Fußbodenheizung kann der Anteil der Wärmepumpe bis zu 80% ausmachen. Die Heizkostenersparnis kann dann bis zu 40% betragen. Moderne Regelungen können übrigens den Anteil der beiden Partner entweder nach Heizkostenersparnis oder nach CO2-Einsparung optimieren.
Mit Gas den Komfort vom Biomassekessel steigern
Die Gas-Hybridheizung funktioniert ebenso mit einem Biomassekessel. Das ist vor allem für Hausbesitzer sinnvoll, die eigenes Brennholz besitzen und darum einen Scheitholzvergaserkessel betreiben. In dieser Kombination geht es in erster Linie um den Komfort. Denn die automatische Gasheizung kann dann einspringen, wenn die Hausbewohner im Urlaub sind oder die Zeit zum Bestücken des Kessels mit Holz fehlt.
Biomasse kann aber auch als dritter Partner die Solarthermie oder die Wärmepumpe ergänzen. Streng genommen ist bereits ein Kaminofen so ein dritter Wärmeerzeuger. Ein wassergeführter Kaminofen integriert die Biomasse sogar komplett in das Heizsystem und führt zu weiteren CO2-Einsparungen.
Nicht nur Biomasse kann als dritter Partner das Heizsystem ergänzen. Eine andere Option wäre ein einfacher elektrischer Heizstab. Diese Variante ist für Besitzer von Photovoltaikanlagen interessant, die damit ihren Überschussstrom zum Heizen nutzen können.
Je komplexer das Heizsystem zusammengesetzt ist, desto größer ist allerdings auch die Gefahr, dass es zu Abstimmungsproblemen kommt und die Stärken der einzelnen Wärmeerzeuger nicht mehr optimal zum Tragen kommen.
Platzbedarf bei der Gas-Hybridheizung berücksichtigen
Ein Nachteil von Hybridsystemen ist, dass sie gegenüber der reinen Gasheizung mehr Platz brauchen. Eine wandhängende Gasheizung und ein kleiner Warmwasserspeicher passen in der Regel in jeden Hauswirtschaftsraum. Für einen Vier-Personen-Haushalt reicht beispielsweise ein Speichervolumen von 100 bis 150 Liter aus.
Eine kompakte Gas-Wärmepumpen-Hybridlösung enthält ebenfalls einen solchen Warmwasserspeicher. Mit der Inneneinheit der Wärmepumpe fällt zusätzlich noch eine Komponente an, für die am Aufstellungsort genug Raum vorhanden sein muss. Ein typisches Gerät für ein Einfamilienhaus stellt eine Brennwerttechnik-Leistung von rund 14 kW zur Verfügung. Hinzu kommt die Leistung der Wärmepumpe mit 7 oder 10 kW.
Hybridheizung: Gas und Wärmepumpe vereint
Die Solar-Gas-Kombination benötigt mehr Platz. Denn die Solarthermie lebt von ausreichend großen Speichern. Wenn Sie 50% Ihres Wärmebedarfs für Heizung und Warmwasser mit der Sonne abdecken möchten, müssen Sie mit 1.000 bis 2.000 Liter Speichervolumen rechnen. Die Solaranlage sollte dann mit rund 14 kW ebenso viel Leistung wie der Gaskessel haben.
Mehrkosten machen sich bezahlt
- Eine Hybridheizung aus Gas-Brennwertgerät und Wärmepumpe kostet für ein typisches Einfamilienhaus mit Einbau zwischen 35.000 und 55.000 Euro. Gegenüber einer reinen Gasheizung sind das im Durchschnitt 6.000 Euro Mehrkosten.
- Für eine Solar-Gas-Kombination müssen Sie etwas tiefer in die Tasche greifen.
Der Staat hat verschiedene Förderprogramme für energieeffiziente Häuser und das Heizen mit erneuerbaren Energien. Informieren Sie sich daher zu Beginn zu den Fördermitteln für die Heizung und sparen Sie Investitionskosten.
Und vor allem ist die Investition in eine Gas-Hybridheizung eine, die Sicherheit gibt: In den kommenden Jahren werden die Preise für Erdgas steigen. Seit Januar 2021 greift die CO2-Bepreisung der Bundesregierung. Nur eine CO2-arme Heizung wird Ihnen in Zukunft noch stabile und niedrige Heizkosten garantieren können.
Damit Ihre Heizung gut und effizient funktioniert, sollten Sie diese regelmäßig warten lassen. Für die Wartung müssen Sie mit etwa 450 Euro im Jahr rechnen. Langfristig ist das aber gut angelegtes Geld, denn nur eine gut gewartete Heizung erreicht eine lange Lebensdauer.
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Hybridsystemen gehört die Zukunft
In Zukunft wird es kaum noch reine Gasheizungen geben. Denn der Klimaschutz erfordert eine drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes in den kommenden Jahrzehnten. Die gute Nachricht: Unter den unterschiedlichen Formen der Gas-Hybridheizung findet sich für jedes Haus eine passende Lösung.