Projekt Heizungstausch: Der richtige Zeitpunkt, Pflichten und Tipps

Nach der Energieeinsparverordnung (§10 EnEV) müssen Hausbesitzer, die mit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen heizen, ihre Heizungsanlage nach 30 Jahren austauschen. Obwohl es einige Ausnahmen gibt, sollten Hausbesitzer einen Heizungstausch bereits früher in Erwägung ziehen. Denn dieser kann einige Vorteile mit sich bringen. Worauf es beim Heizungsaustausch ankommt und wie Sie geschickt vorgehen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

  1. Wen betrifft die Austauschpflicht konkret?
  2. Wie alt ist meine Heizung?
  3. Wann macht es Sinn, die Heizung auszutauschen?
  4. Reicht eine Modernisierung aus?
  5. E-Book: Energie sparen und nachhaltig wohnen mit Wärmepumpe & Co.
  6. Wie finde ich die richtige Heizung für mein Gebäude?
  7. Neue Heizung kompetent planen
  8. Warten Sie mit dem Heizungsaustausch nicht bis zum Stichtag
Heizungstausch: Familie auf Couch blickt auf Laptop

Wen betrifft die Austauschpflicht konkret?

Sie sind nicht von der in §10 der EnEV festgelegten Austauschpflicht betroffen, wenn…

  • …in Ihrem Haus ein Niedertemperatur- oder Brennwertkessel arbeitet, da diese bereits recht effizient sind.
  • …ihre Heizungsanlage weniger als 4 kW oder mehr als 400 kW leistet.
  • …die Heizung das Warmwasser bereitet, den Aufstellraum beheizt, oder als Wärmequelle für einen Küchenherd dient.
  • …Sie ein Haus besitzen (Ein-/Zweifamilienhaus mit maximal zwei Wohnungen), in dem Sie seit dem 1. Februar 2002 wohnen.

Etwas anderes gilt, wenn Sie das Haus verkaufen, verschenken oder vererben. In dem Fall hat der neue Eigentümer zwei Jahre Zeit, den Heizungsaustausch vorzunehmen.

Wie alt ist meine Heizung?

Nicht immer kennen Hausbesitzer das Alter ihrer Heizung. Denn das muss nicht zwangsläufig mit dem Baujahr des Gebäudes übereinstimmen. Auf dem Typenschild der Heizung steht, ob der Vorbesitzer bereits eine Heizungsmodernisierung vorgenommen hat. Beachten Sie, dass die Wärmedämmung bei einigen Kesseln das Schild verdeckt.

Wenn sich das Alter Ihrer Heizung auf diese Weise nicht bestimmen lässt, nehmen Sie das Protokoll Ihres Schornsteinfegers zur Hand. Dort sind Alter und Zustand Ihrer Heizung vermerkt.

Heizung Austausch

Austausch der Heizung: Nötig oder nicht?

Wir erklären, ab wann ein sofortiger Austausch Ihrer Öl- oder Gasheizung nötig ist. Weiterlesen

Wann macht es Sinn, die Heizung auszutauschen?

Auf den ersten Blick freuen sich viele Hausbesitzer, wenn ihre Heizung nicht unter die Austauschpflicht fällt. Allerdings ist es in vielen Fällen sinnvoll, schon lange vor Ablauf der gesetzlichen Fristen über einen Heizungstausch nachzudenken. Wussten Sie beispielsweise, dass viele Heizungsräume viel zu warm sind und somit ein guter Teil der Heizenergie sinnlos im Aufstellraum verloren geht?

Hinzu kommt, dass bei alten Heizungen häufiger Defekte auftreten und hohe Kosten verursachen. Zudem ist es schwierig, Ersatzteile für einen älteren Heizkessel zu bekommen. Stehen besonders aufwändige Reparaturen bevor, sollten Sie auf jeden Fall die Kosten für einen Heizungsaustausch dem zu erwartenden Reparaturbedarf der kommenden Jahre gegenüberstellen. Dies gilt auch, wenn der Schornsteinfeger zu hohe Emissionswerte und/oder eine extreme Rußentwicklung beanstandet.

Besonders sinnvoll ist der Austausch der Heizungsanlage dann, wenn Sie ohnehin größere Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen am Haus planen und die Energieeffizienz (zum Beispiel durch bessere Wärmedämmung) erhöhen möchten. Informieren Sie sich zudem über staatliche Förderungen, um unter Umständen Investitionskosten zu sparen.

Tipp: Wenn Sie die Wahl haben und kein plötzlicher Defekt zum Heizungstausch zwingt, sollten Sie den Austausch für die Sommermonate planen.  So fällt der Ausfall von Warmwasser während des Tauschs weniger ins Gewicht.

Vorteile eines Heizungstauschs im Überblick

  • Geringerer Schadstoffausstoß

  • Bessere CO2-Bilanz durch größere Effizienz, insbesondere beim Wechsel von der Ölheizung zur Gasheizung

  • Geringerer Brennstoffbedarf

  • Geringerer Strombedarf – bereits durch den Tausch von Komponenten wie Heizungspumpen etc.

  • Größerer Komfort durch intelligente Heizungssteuerung

  • Erneuerbare Energien reduzieren zusätzlich die Warmwasserkosten

  • Mögliche finanzielle Zuschüsse beim Umstieg auf erneuerbare Energien

  • Weniger Reparatur- und Wartungskosten (insbesondere im Garantiezeitraum)

Warum ein Heizungstausch kein finanzielles Ärgernis sein muss

Die Kosten eines Heizungstauschs schrecken Hausbesitzer oft ab. Doch die Investition in einen neuen Wärmeerzeuger zahlt sich nicht nur für die Umwelt, sondern langfristig auch für Ihren Geldbeutel aus. Schließlich verbrauchen ein effizienter Heizkessel und moderne Komponenten weniger Brennstoff als eine veraltete Heiztechnik. Da die Heizkosten einen Großteil Ihrer Nebenkosten ausmachen, sparen sie auf lange Sicht beträchtlich ein.

Neben dem Brennstoff beeinflusst auch der Stromverbrauch für die Heizungspumpe Ihre Betriebskosten. Schon der Tausch dieser Pumpe kann den Energiebedarf Ihrer Heizungsanlage erheblich senken. In vielen Fällen ist es zudem sinnvoll, die Thermostate und einzelne oder alle Heizkörper auszuwechseln.

Neben dem geringeren Schadstoffausstoß und den sinkenden Betriebskosten gewinnen Sie durch eine moderne Heizungsanlage an Komfort hinzu. So können Sie zum Beispiel ein Konzept für intelligente Haustechnik und Heizungssteuerung integrieren. Wenn Sie noch stärker in die Zukunft investieren möchten, setzen Sie auf erneuerbare Energieträger. Gerade in den Sommermonaten sparen Sie mit Solarthermie oder einer Wärmepumpe Heiz- und Warmwasserkosten. Hinzu kommt, dass Sie beim Umstieg auf erneuerbare Energien von staatlichen Förderungen profitieren und Investitionskosten sparen können. Die aktuellen Förderbedingungen haben wir für Sie in unserem Artikel zu den Fördermitteln für die Heizung zusammengefasst.

Reicht eine Modernisierung aus?

Wenn Sie Ihre Heizung noch nicht austauschen müssen und ein vergleichsweise effizientes System wie einen Gas-Brennwertkessel verwenden, ist ein kompletter Heizungstausch noch nicht notwendig. Eine Heizungsmodernisierung kann die gewohnte Effizienz allerdings wiederherstellen und in vielen Fällen sogar erweitern.

Das gelingt Ihnen, indem Sie beispielsweise eine Wärmepumpe für die Warmwasserbereitung einbauen oder Ihre Rohrleitungen dämmen. So geht weniger Wärme verloren. Gerade wenn ihre Heizung noch deutlich unter 30 Jahre alt ist, lohnt es sich, Komponenten zu erneuern. Hierbei steht Ihnen ein Heizungsinstallateur mit fachlicher Expertise zur Seite. Wenn Sie Förderprogramme in Anspruch nehmen möchten, ziehen Sie auch einen Energieberater hinzu.

Bestimmte Systeme lassen sich allerdings nur in gewissem Umfang modernisieren. So können Sie einen alten Ölkessel auch nicht durch eine Modernisierung smarthomefähig machen. Hierfür fehlen sämtliche technische Voraussetzungen. Alternativ kommen intelligente Thermostate an den Heizkörpern infrage.  Allerdings sparen Sie damit nicht so viel Energie wie mit einer komplett intelligent gesteuerten Heizungsanlage moderner Bauart.

Tipp: Wenn Sie Ihre Heizung modernisieren oder tauschen, sollten Sie den Heizungsprofi mit einem hydraulischen Abgleich beauftragen. Dadurch stellen Sie sicher, dass die Wasserverteilung im Heizungssystem richtig dimensioniert ist. So werden Ihre Räume effizient und gleichmäßig beheizt.

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Wie finde ich die richtige Heizung für mein Gebäude?

Ist die Entscheidung für einen Heizungstausch gefallen, stellt sich die Frage, welches Heizsystem sich für Gebäude und Bewohner eignet.

Auf der sicheren Seite sind Sie mit erneuerbaren Energien wie einer Wärmepumpe oder Solarthermie. Die baulichen Voraussetzungen für diese zu schaffen, kann Kosten verursachen. Allerdings sind Sie durch den Umstieg unabhängig von der steigenden Preisentwicklung und der unsicheren Ressource von fossilen Rohstoffen.

Schauen Sie sich bei Wärmepumpen den Wirkungsgrad an. So können Sie prüfen, wie effizient das Gerät arbeitet. Die dafür relevanten Kennzahlen sind der Coefficient of Performance (COP) und die Jahresarbeitszahl (JAZ).

Bei den meisten Heizungsanlagen handelt es sich heute um einen effizienten Gas-Brennwertkessel. Diese punkten hinsichtlich der Effizienz, vorhandenen Infrastruktur und Kosten. Dem gegenüber stehen allerdings steigende Gas-Preise und ein vergleichsweise hoher CO2-Ausstoß.

Mit Heizöl betriebene Heizkessel dürfen Sie laut Gesetzgeber ab 2026 nicht mehr neu verbauen. Bis dahin können Sie eine alte Ölheizung durch eine neue ersetzen. Der nächste Heizungsaustausch ist dann allerdings bereits vorprogrammiert. Die Politik könnte die Laufzeit neuer Ölheizungen in Zukunft zudem weiter begrenzen.

Neue Heizung kompetent planen

Beim Heizungswechsel sind noch weitere Faktoren für Sie relevant. So sollten Sie beispielsweise beobachten, wie sich die Preise für Brennstoff entwickeln. Schauen Sie sich auch Ihr Nutzungsverhalten beziehungsweise den Heizbedarf im Gebäude an.

Die Leistung der Heizung (und insbesondere die Größe des Warmwasserspeichers) planen Sie entsprechend der zu beheizenden Fläche oder der Anzahl der Bewohner. Eine zu klein dimensionierte Anlage kann die Anforderungen im Alltag nicht bewältigen. Eine zu groß konzipierte Heizung verbraucht unnötig viel Energie. Hier ist die genaue Planung mit einem Experten besonders wichtig. Er kümmert sich auch um die fachgerechte Entsorgung des alten Heizkessels und aller weiteren Komponenten.

Heizungsbauer finden

Um einen geeigneten Fachbetrieb in Ihrer Nähe zu finden, empfehlen wir Ihnen unsere praktische PLZ-Suche.

Warten Sie mit dem Heizungsaustausch nicht bis zum Stichtag

Sie ersparen sich unter Umständen viel Ärger, wenn Sie die Modernisierung Ihres Heizsystems rechtzeitig angehen. Umweltbewusste Hausbesitzer investieren frühzeitig in erneuerbare Energien und neue, zukunftsträchtige Heiztechnologien. Auch Sie können schon heute Ihren Energiebedarf senken und von staatlichen Zuschüssen profitieren.

Jens-Peter Meyer,
Dr. rer. nat.

Über den Autor

Dr. Jens-Peter Meyer schreibt freiberuflich seit dem Jahr 2000 über Heizungsthemen. Sein journalistischer Schwerpunkt liegt auf erneuerbaren Energien in der Wärmetechnik – speziell in Solarwärmesysteme, Wärmepumpen und Holzheizungen.

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